„Wie eine Wiedergeburt“

von Redaktion

Wolfgang Ambros über seinen 70. Geburtstag und seine Autobiografie

Falco hin, Fendrich her: Der größte und vor allem zäheste Star des Austropop ist Wolfgang Ambros. In über fünf Jahrzehnten Karriere hat es der gebürtige Wiener in den Pophimmel geschafft – und ist danach in die Hölle gestürzt. Heute ist er zufrieden, dass er nach einer zweiten Operation an seiner Wirbelsäule, die durch eine angeborene Krankheit deformiert ist, wieder schmerzfrei leben kann: „Mir tuat so guat wie nix mehr weh, und des tuat guat.“ Zu seinem 70. Geburtstag am 19. März hat er seine Autobiografie „A Mensch möcht i bleib’n“ verfasst.

Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen?

Danke der Nachfrage, mir geht es gut. Bei uns in Tirol scheint die Sonne, ich würde gern auf den Berg fahren, auf die Hütte. Aber die ist noch verschneit, also bin ich unten in Waidring.

In dem Tiroler Ort, in den Sie wegen Ihrer Liebe zum Schifoan gezogen sind. Im Buch schreiben Sie, dass Sie ohne Hilfe nicht aufrecht gehen können, dass es für Sie „kein Schifoan, kein Mountainbiken, kein Golfen und kein Sonst-Irgendetwas“ mehr gibt.

Es ist natürlich nicht mehr wie früher, dafür war einfach zu viel kaputt. Aber nach all den Jahren keine Schmerzen mehr zu haben, ist für mich wie eine Wiedergeburt. Und bei meiner Frau Uta bin ich in sehr guten Händen.

Wenn man Sie als „lebende Legende“ bezeichnet – ist das Freude oder Last?

Ach Gott, das sagen die Leute schon, seit ich 30 bin. Beim „Hofa“ war ich 19, das muss man sich vorstellen. Zehn Jahre in dem Business sind ja fast wie Hundejahre. Es gibt viele Kollegen, die insgesamt nur zehn Jahre kreativ verbracht haben. Da bin ich mit meinen 30 bis 40 Jahren, wann man alle Platten zusammenrechnet, doch recht gut dabei.

Vor zwei Jahren haben Sie verraten, dass Sie neue Lieder geschrieben haben – aber dass die so böse sind, dass Sie das wahrscheinlich nie veröffentlichen.

Das war während der Corona-Zeit. Und diese fast schon endzeitartigen Texte, die ich da verfasst habe, lese ich gar nicht mehr. Ich habe sie zum Teil auch weggeworfen. Da bin ich ziemlich konsequent.

Auf ein großes Alterswerk à la „American Recordings“ von Johnny Cash, also auf die „Tyrol Recordings“, dürfen Fans also nicht hoffen? Ihr Sohn Matthias ist Musikproduzent und Schlagzeuger bei Seiler und Speer. Der könnte die Platte als österreichischer Rick Rubin produzieren.

Also dieses Jahr ist erst mal voll mit Livegeschichten. Wir brennen darauf, dass wir endlich wieder spielen können. Damit bin ich bis Weihnachten zu, da komme ich nicht einmal zum Nachdenken. Danach kann man von mir aus drüber reden.

Sie schreiben im Buch wunderbar gallig über die aktuellen Zeiten, über Corona und Klima, und über Sebastian Kurz, den Sie mit dem Wiener Wort „Halawachel“ beschreiben, also als oberflächlich und leichtsinnig. Da müssen doch Lieder draus werden.

Das Problem ist bloß, dass die Texte ein paar Monate später schon nicht mehr aktuell wären. Schauen’s, jetzt ist Krieg, grauenhafte Sache, dazu fällt mir nichts mehr ein.

Umso mehr fällt Ihnen im Buch zu Ihren beiden Enkeltöchtern ein, das liest sich sehr rührend.

Die Größere, die Ella, nennt mich Apu Wolfgang, weil sie das interessanter findet als Opa. Und sie will mit ihren viereinhalb Jahren gerade Schifoan lernen.

So schließt sich der Kreis.

Absolut. Ich kann’s gar ned glauben, dass alles wieder so wunderbar ist und dass ich mich wieder so freuen kann über all die Dinge. Und ich freu’ mich ganz besonders auf München, auf die Auftritte in diesem Jahr. Und am Jahresende auch wieder auf den Watzmann.

Das Gespräch führte Jörg Heinrich.

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