Wechselhaftes

von Redaktion

Reinhard Goebel bei BR-Symphonikern

Es ist durchaus eine nette Angewohnheit der großen Klangkörper, sich ab und zu einen Spezialisten aus der Alte-Musik-Szene ans Pult zu holen, um damit die eigene Flexibilität zu fördern und die Ohren wieder neu zu eichen. Vor allem, wenn man – wie im Falle des BR-Symphonieorchesters – gerade erst ein zeitgenössisches „Musica Viva“-Programm hinter sich gebracht hat.

Voraussetzung wäre dann aber, dass auch alle den Weg mitgehen. Und diese Bereitschaft musste sich Reinhard Goebel im Herkulessaal erst einmal hart erarbeiten. Ausgewählt hatte er hierfür fünf Kompositionen für Doppelorchester. Wobei im Falle von Johann Friedrich Faschs diffus wabernder Ouvertüre und Suite in B-Dur zunächst mehr nebeneinander als miteinander musiziert wurde. So pflegte Konzertmeister Radoslaw Szulc zur Linken des Dirigenten oft einen eher romantisierenden Tonfall, während Kollege Thomas Reif gegenüber mit seiner Fraktion von Anfang an mehr auf das historisch informierte Klangideal Goebels eingeschwungen schien.

Wirklich zusammen fand man erst im deutlich abwechslungsreicher konzipierten Concerto in A-Dur von Antonio Vivaldi, das von Goebel mit überaus forschen Tempi angegangen wurde und virtuos mit räumlichen Effekten spielte. Fast schon zu viel Energie dagegen im folgenden Händel Concerto HWV 335a. Eine Art Vorstudie zur berühmten „Feuerwerksmusik“, die mit majestätischen Blechbläser-Salven begann, sich dadurch aber nur wenig Steigerungspotenzial ließ. Schön in der Balance wiederum die Sinfonien aus der Feder von Johann Christian Bach und Christian Cannabich, mit denen sich nach der Pause noch einmal neue Klangräume öffneten und der Abend nach den Wechselbädern des ersten Teils einen versöhnlichen Abschluss fand. TOBIAS HELL

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