Vermissen Sie Angela Merkel? Die Alt-Bundeskanzlerin tritt derzeit im Hofspielhaus auf – mitsamt Raute, Blazer-Hose-Kombi, heruntergezogenen Mundwinkeln, uckermärkischem Dialekt und gepflegter Föhnwellenfrisur. Zugegeben, es ist nicht die echte, aber Musikkabarettistin Annett Siegmund ist auf ihre Weise mitunter recht nah dran am Original.
Mit Kollege André Hartmann feierte sie am Donnerstag mit dem Stück „Good Bye, Angie! Schicksalsjahre einer Kanzlerin“ Premiere auf der Bühne an der Münchner Falkenturmstraße. Gefühlt liegt Mutti Merkels Amtsabschied am 7. Dezember 2021 schon Ewigkeiten zurück. Das angstmachende Jetzt hält alle in Atem und verdrängt nicht nur das Lachen, sondern auch die Beschäftigung mit der für Deutschland, Europa, ach was, weltweit so bedeutenden Persönlichkeit. Da tut dieser launige Abend ganz gut.
Alles beginnt in einer Art Probensituation mit Hartmann am Klavier und einer heulenden Siegmund, die gerade ihren Supermarkt-Job verliert – wie sich später herausstellt wegen einer geklauten Handtasche, zwinker, zwinker. Sie wissen schon: Merkels Handtasche wurde ja im Supermarkt gestohlen…
Aber gut, gemeinsam sollen beide nach Texten von Friedrich-Wilhelm Tiller „was Politisches erarbeiten“, eine musikalische Geschichtsstunde über Angies 16 Jahre. Da werden nun Melodien wie Abbas „Waterloo“, Nana Mouskouris „Akropolis, adieu“ oder „There is a House in New Orleans“ von The Animals munter umgetextet, das Publikum lacht sich schlapp bei den Erinnerungen an die „Zonenwachtel“, ein Titel, den CSU-Machos der Angela verpassten, an Auseinandersetzungen mit Roland Koch oder Friedrich Merz – Kohls „Mädchen“ ging seinen Weg.
Da wird die Finanzkrise beleuchtet, die Flüchtlingskrise auch, Merkels Mode, ihre Zuneigung zu Macron, die verpennte Digitalisierung, Corona – nix, was beide auslassen. In der zweiten Hälfte tritt Mutti selbst auf. Wunderbar komisch ist das, ein bisserl nostalgisch, ironisch und nur manchmal böse. Vor allem sind beide Darsteller hochmusikalisch und produzieren Wohlfühlkabarett. Ob uns Frau Merkel fehlt? Gerade jetzt? Sie ist sich jedenfalls sicher: „Ihr schafft das!“
Informationen
unter hofspielhaus.de.