Blühende Hingabe

von Redaktion

PREMIERENKRITIK „Der kleine Horrorladen“ hat im Silbersaal des Deutschen Theaters geöffnet

VON MELANIE BRANDL

Das sind Träume: Eine Idylle aus „Ich, der Toaster und Seymor“ im Häuschen in der Vorstadtsiedlung ersehnt die Blumenverkäuferin Audrey (Salomé Ortiz) – mit Gartenzwerg und dem „Goldenen Blatt“ im Abo.

Um das Kultmusical „Der kleine Horrorladen“ 40 Jahre nach seiner Uraufführung heute wieder auf die Bühne zu bringen, ist schon eine ordentliche Portion Ironie nötig. Regisseur Benjamin Truong bemüht sich bei der Koproduktion zwischen dem Deutschen Theater und dem Studiengang Musical der Theaterakademie August Everding eifrig darum: Während sich Audrey und ihr Kollege Seymour (Delia Bauen) ihre Liebe schwören, trompeten die anderen Darsteller genüsslich auf Gießkannen im Horrorblumenladen. Dieser blüht bei zunehmendem Umsatz in der hübschen Guckkastenbühne (Ausstattung: Onno Gaissmaier und Esther Abdelghani) sichtlich auf, und der brutale Zahnarzt (Johannes Summer) wird in einer Schattentheaterszene dezent hinter dem Vorhang in der Gemüsereibe zerhackt und verfüttert…

Ob das alles genügen würde, dem schon arg verstaubten, ansonsten eher bieder-brav inszenierten Stück den nötigen Drive zu verpassen, ist fraglich. Doch die sieben Darsteller der Masterclass machen das wett: In ihren Rollen vom Chef des Blumenladens Mr. Mushnik (Roberta Monção) bis zu den als jugendliche Penner dargestellten Soulgirls (Leopold Lachnit und Larissa Hartmann) singen, tanzen und spielen sie mit so viel Leidenschaft und Hingabe, dass sie über die ein oder andere dramaturgische Schwäche hinwegtrösten.

Am besten gelingt das Danai Simantiri als bunt-glitzernd in Lametta und Schläuche verpackte außerirdische Monster-Pflanze, die ständig nach mehr Blut lechzt: Unterstützt von dem überzeugenden Trio an Klavier, Violine und Schlagzeug – Christoph Weinhart, Anton Roters und Marco Beck –, zieht sie nicht nur die Käufer, sondern auch die Zuschauer magisch an und überwuchert die platte Message des Stücks „Wer Ruhm ernten will, muss dafür bitter zahlen“ dekorativ. Tosender Applaus.

Weitere Vorstellungen

bis 28. März; Karten unter tickets. deutsches-theater.de.

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