Letzter Band der Trilogie zur Geschichte der Familie Seligmann aus dem schwäbischen Ichenhausen: In „Rafi, Judenbub“ ist der Schriftsteller Rafael Seligmann hauptsächlich nun bei sich angekommen. Als seine Eltern wegen geschäftlichen Versagens 1957 aus Israel nach Deutschland zurückkehren, ist der Autor zehn Jahre alt. Die Familie lebt mehr schlecht als recht in München, und nicht nur der Junge hat Mühe, sich in die neue Gesellschaft einzufinden. Der überaus fleißige Vater Ludwig, die skeptisch alles beherrschende Mutter Hannah, die eigene erwachende Pubertät, der in den Köpfen der meisten Menschen immer noch tief sitzende Antisemitismus machen es dem Kind nicht leicht, sich im ihm fremden Deutschland zu behaupten.
Wie Rafael sich hier durchs Leben schlägt, aber auch wie die Eltern sich zwischen alten Nazis und jüdischen Neu-Kapitalisten arrangieren, schildert Seligmann aufs Anschaulichste, indem er das Leben in München – erotische Verwirrungen nicht auslassend – jeweils abwechselnd aus der Perspektive seiner drei Protagonisten erzählt.
Formal führt das zwar zu einer gewissen Eintönigkeit, aber inhaltlich überzeugt auch dieser dritte Band durch die persönliche Erfolgsgeschichte des Autors und seinen guten, hoffnungsvollen Glauben an ein neues, breit gefächertes jüdisches Leben in Deutschland.
Rafael Seligmann:
„Rafi, Judenbub“. Verlag Langen Müller, München, 386 Seiten; 25 Euro.
Lesung: Rafael Seligmann stellt sein Buch morgen, 19 Uhr, im Jüdischen Zentrum München, St.-Jakobs-Platz 18, vor; Eintritt frei, Anmeldung erforderlich unter 089/ 20 24 00 491 oder via Mail an karten@ikg-m.de.