Klassik-Traumpaar begeistert im Gasteig

von Redaktion

Diana Damrau und Jonas Kaufmann brillieren

VON ANNA SCHÜRMER

Ein wenig nervös ist die Stimmung an diesem Montagabend im Gasteig HP8: Weil die Isarphilharmonie seit langer Zeit wieder voll belegt und der Mensch so viele Menschen nicht mehr gewöhnt ist; die Gemüter der also rund 1800 Konzertbesucher mag auch die gespannte Erwartung auf zwei wahre Großkaliber der Gesangskunst bewegt haben – dafür sprechen zahllose eingeschaltete, erlaubte Handykameras, die auf die Bühne gerichtet werden, wo ein Star-Tenor und eine Supersopranistin am Flügel lehnen: Jonas Kaufmann und Diana Damrau, die auf ihrer aktuellen Europa-Tournee ein Programm romantischer Liebeslieder von Robert Schumann und Johannes Brahms im Gepäck haben und dem geneigten Publikum akustisch zu Füßen legen wollen.

Die Dramaturgie des Abends folgt einer klaren Linie: Im beständigen Wechsel intonieren die Koloraturenkönigin und der Heldentenor rund 40 in Lieder gegossene Emotionen zwischen schmachtend-schmerzlicher Sehnsucht und freudig-erregter Erfüllung. Dieses Wechselspiel hat seine Reize, indem hier romantische Vorstellungen von weiblicher respektive männlicher Liebe einander unmittelbar gegenübergestellt werden. Dass dabei außerdem die ganze Palette heteronormativer Klischees bedient wird, steht auf einem anderen Blatt.

Die musikalische Extraklasse der Interpretationen steht allerdings außer Frage, indem beide Solisten enorme Textverständlichkeit mit ausgesuchter Kunstfertigkeit verbinden: Jonas Kaufmanns Tenor ist schmelzend wie Eis in der Frühlingssonne und doch von viriler Durchschlagskraft; Diana Damraus Sopran leuchtet mit ihren ausgesuchten Roben – rot-golden vor- und weiß-silbrig nach der Pause – um die Wette.

Zum erwarteten Höhepunkt führt die Vereinigung ihrer Stimmen in den Duetten und ganz besonders in Schumanns „Tragödie“, wo das Klassik-Traumpaar die in Heinrich Heines Versen angelegte Ironie stil- und zielsicher durchklingen lässt. Die Rolle des Kupplers und der Gouvernante zugleich übernimmt in ihrem stimmigen Liebesspiel der Grandseigneur der Liedbegleitung, Helmut Deutsch, indem er mit zarter, aber bestimmter Hand das Geschehen lenkt, ohne sich je in den Vordergrund zu spielen.

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