Speisen wie die Könige

von Redaktion

Das Kunstauktionshaus Neumeister versteigert Schätze aus dem Haus Württemberg

VON KATJA KRAFT

Über eine Auktion zu berichten, auf der man selbst gern den Zuschlag für so manches Los bekommen würde – das ist strategisch jetzt natürlich ein bisschen unklug. Die 31 Sektflöten beispielsweise würden ganz vorzüglich zum Champagnerkühler der Autorin dieser Zeilen passen. Oder das hübsche Service, verziert mit Erdbeeren, Blüten und Früchten – darauf schmeckt der Sommer.

Morgen startet die Vorbesichtigung im Münchner Kunstauktionshaus Neumeister für die Sonderauktion „Hidden Treasures“ am 30. März. „Hidden Treasures“ – verborgene Schätze. Das darf man wörtlich nehmen. Denn viele der Kostbarkeiten waren teils seit Jahrzehnten vor der Öffentlichkeit verborgen. Verpackt in 60 Holzkisten. Die großen Buchstaben, die in die Seitenwände eingebrannt sind, verraten die Herkunft: „H. F. v. W.“ Es sind die Initialen Herzog Ferdinands von Württemberg (1925-2020). Und in den Truhen ruht ein Schatz, den das Haus nun nach mehr als 70 Jahren geöffnet hat.

Unzählige Kunst- und Einrichtungsgegenstände aus dem Nachlass des Herzogs wurden im Herbst 2021 in zwei Lkw-Ladungen bei Neumeister in München eingeliefert. Und noch dazu die Kisten. Was darin zu finden sein würde? „Wir hatten keine Ahnung“, erinnert sich die Chefin des Hauses, Katrin Stoll. Als Auktionatorin erlebe man bei Einlieferungen schon so manche Überraschung. „Doch dieses Mal fühlten wir uns wirklich wie Indiana Jones, der einen Schatz hebt.“

Der stammt ursprünglich aus dem früheren Schloss der Württemberger im oberschlesischen Carlsruhe, dem heutigen Pokój. 1945 war das Anwesen beim Einmarsch der Roten Armee zerstört worden, ihr Hab und Gut hatten die Württemberger vorher in Sicherheit bringen können.

Die Zeitungsseiten, in die alle Stücke sorgsam eingewickelt worden waren, erzählen von dieser Zeit. „Wir haben schon Anfragen von Kunden, die gern die Holzkisten kaufen würden“, erzählt Stoll lachend. Aber nein, die stehen einstweilen nicht zur Auktion. Wenn sie auch historisch bedeutsam sind, am 30. März soll es doch erst einmal um den Inhalt gehen.

Um so edle Stücke wie die vergoldeten Bronze-Kandelaber von 1840 (Los #1264). Für wie viele Damen sie wohl in all den Jahrzehnten zum Kuppler wurden – indem sie mit ihrem sanften Kerzenlicht die weiblichen Wangen noch mehr zum Strahlen, die Augen zum Funkeln brachten. Und dann die Teller, Schüsseln, das Silberbesteck, die Karaffen, Kännchen und Zuckerdöschen; wer speisen möchte wie der Hochadel, wird hier fündig.

Manche Lose starten bereits bei 50 Euro. Der Startpreis für Silber liegt naturgemäß im vier- bis sechsstelligen Bereich. Und wer noch edle Dekoration für den April sucht: Eine Schale mit 27 kunstvoll bemalten Ostereiern aus Porzellan wird ebenfalls aufgerufen. Ab 100 Euro. Versüßt die Fastenzeit.

Die Vorbesichtigung

ist im Münchner Kunstauktionshaus Neumeister, Barer Straße 37, vom 24. bis 28. März möglich, Mo.-Fr. 10-17 Uhr, Sa. und So. 10-15 Uhr. Die Auktion startet am 30. März um 14 Uhr. Infos und digitale Teilnahme unter neumeister.com.

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