Es dauert eine Weile, bis das Münchener Kammerorchester unter der Leitung seines Konzertmeisters Daniel Giglberger im Prinzregententheater zur gewohnten Hochform aufläuft: Bei Mozarts F-Dur-Divertimento KV 138 könnte man im zweiten Satz die gewagten Dissonanzen eindringlicher herausarbeiten, und der dritte Satz ist zwar prestissimo hingefetzt, aber nicht immer precisissimo. Doch derlei Mäkelei wird schon bald Makulatur – angesichts einer mustergültigen Interpretation von Mozarts A-Dur-Symphonie KV 201. Keine Spur von schwerfälligem Schrammeln nach Vorschrift, stattdessen passioniertes Musizieren auf der Stuhlkante mit ansteckender Spielfreude, glasklarer Transparenz und scharfen Akzenten selbst in rasendem Tempo. Chapeau!
Zum weiteren Höhepunkt gerät Mozarts bahnbrechendes Es-Dur-Klavierkonzert KV 271 mit Claire Huangci als perfekter Piano-Partnerin. Die vielfach preisgekrönte US-Amerikanerin verfügt über brillante Technik und bewundernswerte Ausdruckskraft; sie punktet etwa mit perlenden Läufen, blitzsauberen Verzierungen und sparsamer Pedalbehandlung. Immer wieder sucht die vielseitige Virtuosin den Augenkontakt mit den Musikerinnen und Musikern. Wenn Mozart so klug, beseelt und mitreißend präsentiert wird, geht einem das Herz auf. Von jenen Tugenden profitiert auch Haydns bezauberndes, viel zu selten gespieltes G-Dur-Klavierkonzert. Zwar fallen im allzu rasch angegangenen Kopfsatz einige feine Noten unter den Steinway-Tisch, doch vor allem das spritzige, schier übersprudelnde Rondo gelingt furios. In allen drei Sätzen überrascht die pfiffige Pianistin mit originellen, noch nie gehörten Kadenzen, sogar am Ende des Finales, wo Haydn eigentlich gar kein weiteres Solo mehr vorsieht: Hier setzt sich Claire Huangcis Gepardinnen-Gen endgültig durch – in einer Art vorgezogener Zugabe, einem Geschenk, das man von einer so außergewöhnlichen Künstlerin dankbar annimmt.