Gedankenspiel

von Redaktion

„Das Ende der Schöpfung“ in Augsburg

VON TOBIAS HELL

Große Probleme lassen sich am besten gemeinsam lösen. Das gilt im Privaten ebenso wie in der Weltpolitik. Und so gestaltet auch das Staatstheater Augsburg seinen Kommentar zum Klimawandel als spartenübergreifendes Projekt, das alle Kräfte des Hauses bündelt. „Das Ende der Schöpfung“ präsentiert sich dabei als verschachteltes Gedankenspiel, das glücklicherweise nur selten den moralischen Zeigefinger hebt.

Ausgangspunkt bildet Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ – oder besser: die ersten zwei Drittel. Dem letzten Teil, der sich dem paradiesischen Garten Eden widmet, misstrauen Regisseur André Bücker und sein Team aus gutem Grund. Zeigt der munter betriebene Raubbau an der Natur doch, dass es mit der Wertschätzung für unseren Planeten offensichtlich nicht allzu weit her ist. Weshalb Bernhard Lang nun ein dystopisches Finale neu komponierte, das zwar auf Haydn aufbaut, dessen Partitur jedoch mit düsteren Klangfarben überschreibt.

Verzichten muss man auch davor schon auf die originalen Rezitative, an deren Stelle teils poetische, teils philosophische, oft absurde Dialoge aus der Feder von Dietmar Dath treten, unterlegt von Live-Elektronik, die Haydns Musik loopt oder verzerrt. Genau hier hat der Abend seine stärksten Momente. Was vor allem an Schauspielerin Nadine Quittner liegt, die als Gott und/oder Teufel die Trennlinien zwischen Gut und Böse auflöst und das Publikum mit ihrem nuancierten Vortrag zum Lachen, aber auch zum Nachdenken bringt.

Die Verschränkung mit den Haydn-Arien geht aber leider nicht immer auf. Diese wirken, ebenso wie die Tanz-Einlagen, oft als schmückendes Beiwerk und nicht wirklich organisch eingebunden. Rund wird der Abend erst nach der Pause, wenn Langs Komposition ihr Recht einfordert. Wobei sich Dirigent Ivan Demidov in beiden musikalischen Welten gut zurechtfindet. Arbeitsteilung gab es im Sopran, wo sich die erkrankte Jihyun Cecilia Lee aus dem Graben doubeln lassen musste: zunächst von Katja Stuber, die mit großer Routine die Haydn-Arien übernahm, während Evgeniya Sotnikova sich mutig den neu komponierten Passagen stellte.

Weitere Aufführungen

am 21. Mai und 1. Juni;

Telefon 0821/324 49 00.

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