Mit den Dresdnern auf der Alm

von Redaktion

Christian Thielemann, Antoine Tamestit und die Sächsische Staatskapelle bei den Osterfestspielen

VON TOBIAS HELL

Wenn man das Parkett des Großen Festspielhauses in Salzburg durch eine der hinteren Türen verlässt, ist es fast unmöglich, Richard Strauss zu entkommen. Als einer der Festspielgründer ist er hier mit einer Büste verewigt und blickt gestreng Richtung Zuschauerraum. Anlass für Sorgenfalten hatte es beim Konzert der Sächsischen Staatskapelle aber definitiv nicht gegeben. Die Dresdner untermauerten ein weiteres Mal ihren Ruf als einer der Top-Klangkörper, wenn es um diesen Komponisten geht.

Eine ähnlich enge Beziehung lässt sich auch Christian Thielemann unterstellen, der bei den Osterfestspielen die „Alpensinfonie“ aufs Programm gesetzt hatte. Ein Werk, das nicht nur dem Orchester erlaubte, eine große Palette an Ausdrucksnuancen zu demonstrieren, sondern auch den opernerfahrenen Geschichtenerzähler Thielemann in seinem Element zeigte. Selbst ohne Partitur vor sich gelang es ihm, die Naturschilderungen der klingenden Bergtour detailversessen herauszuarbeiten und vor dem geistigen Auge der gebannt lauschenden Zuhörerschaft farbenreich schillernde Bilder heraufzubeschwören.

Leichten Schrittes und überaus ortskundig machte er sich an den Aufstieg, nahm sich aber auch genügend Zeit, um beim wild herabstürzenden Wasserfall wirklich jeden einzelnen Tropfen in Musik zu übersetzen. Die blumigen Almwiesen wurden dagegen eher zügig überquert. Womöglich auch, um Kraft für den Gipfel zu sparen, wo die Interpretation weiter an Dichte gewann. Ein kurzes Durchatmen dann mit dem aufkommenden Nebel, ehe sich schließlich das reinigende Gewitter mit mächtigen Blechsalven entladen konnte. Großer Jubel für Thielemann und die Staatskapelle.

Aber ebenfalls für Antoine Tamestit, der dem Strauss-Klassiker ein eher selten zu hörendes Werk vorangestellt hatte. Béla Bartóks Konzert für Viola und Orchester konnte vom Komponisten selbst nicht mehr vollendet werden und wurde erst nach seinem Tod aus einem Wust von Skizzen zusammengetragen. Dies jedoch in einer sehr stimmigen Fassung. Zumindest, was die Lesart von Tamestit betraf, der den Saal schon im einleitenden Solo selbstbewusst in Besitz nahm. Sonor und kraftvoll im Ton, aber ebenso zu unglaublich zarten Phrasierungen fähig. Kontraste, die nicht zuletzt Thielemann möglich machte, der hier auf ein transparentes Klangbild setzte. Wenn es ein Manko gab, dann nur, dass das Werk mit rund zwanzig Minuten fast zu schnell vorbei war.

Eine Meinung, die auch der Dirigent zu teilen schien, der seinem Solisten vom Rand aus ebenso heftig Beifall zollte wie das Publikum und ihn beinahe zur Zugabe nötigte. Ein Wunsch, den Tamestit gewährte und mit Konzertmeister Matthias Wollong ein nicht minder begeistert aufgenommenes Tanzlied aus Bartóks „Duos für 2 Violinen“ anstimmte.

Weitere Aufführung

am 16. April;

osterfestspiele-salzburg.at.

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