Fenster in die Welt

von Redaktion

Hamdy Reda stellt im Habibi Kiosk der Münchner Kammerspiele aus

VON CLAIRE WEISS

Was stellt man sich vor, wenn man an den Nahen Osten denkt? Sind es Kamele, Granatäpfel, Pyramiden und Tauben? Alles Klischees, die den Orient beschreiben – zumindest aus westlicher Sicht. Hamdy Reda setzt sich mit seiner Ausstellung „Kameelthier“ im Habibi Kiosk der Münchner Kammerspiele mit seinem und dem westlichen Blick auf seine Heimat auseinander. Denn der Künstler teilt sein Leben zwischen Kairo und Kaiserslautern.

Bei einem Ausflug nach Freiburg entdeckte er an der Fassade eines Hauses eine ungewöhnliche Malerei mit dem Schriftzug „Zum Kameelthier“. Was hatte dieses Kamel, das es in Deutschland doch eigentlich gar nicht gibt, dort zu suchen? Die Abbildung stammt aus dem 15. Jahrhundert, einer Zeit, in der der Kolonialismus gerade seinen Anfang nahm. Als Hamdy Reda die Wandmalerei entdeckte, dachte er sich „Das ist es!“ – sie bildete den Auftakt zu seiner Installation. Seine Werke beruhen auf Fotografien seiner Heimatstadt, die er bearbeitet. Auf einem rund fünf Meter breiten Bild der Skyline Kairos wimmelt es von Gebäuden, Sattelitenschüsseln, Dächern, Fassaden. Dem Schwarz-Weiß-Foto, das er von seinem Balkon im 14. Stock aufgenommen hat, gibt er seine Farben zurück, indem er Schraffuren setzt, hineinzeichnet und einzelne Stellen ausmalt. Doch die Neon-Töne sind nicht lebensecht, vielmehr nimmt er der Stadt ihre Staubschicht und haucht ihr neues Leben ein. Ausgedruckt hat er die Fotografie auf 540 einzelnen Seiten. Die Schnipsel wehen im Vorbeigehen, während im Hintergrund aus Boxen der Großstadtlärm Kairos ertönt. Und auch die bereits genannten Tauben, Granatäpfel und Pyramiden finden in Redas Werk Platz, denn die gehören auch zu seinem Alltag.

Was nach dem Tod passiert, interessiere ihn nicht, so Reda, vielmehr beschäftigt er sich mit dem, was er sieht und erlebt: Den „Hinterhof seines Paradieses“ nennt er das. Der Habibi Kiosk hingegen bezeichnet sich als „Fenster zu den Kammerspielen“. Durch dieses Fenster strömen Einflüsse hinein ins Theater und auch hinaus, auf die Maximilianstraße, in die Welt des Konsums. Es ist ein Ort, um Kunst zu gucken, aber auch ein Ort der Begegnungen. Hier treffen Menschen aufeinander, die sich sonst vielleicht nie kennengelernt hätten. Zunächst pandemiebedingt nur digital, mit entfallenden Kontaktbeschränkungen nun immer mehr auch im echten Leben.

Bis 23. Mai,

Do.-Mo. 17-20 Uhr, Maximilianstraße 26-28; Eintritt frei.

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