Wenn es denn nach dem Lockdown mit der Musik wieder losgehen soll, dann mit diesem beziehungsreichen Stück – das sagte sich vor einiger Zeit Jordi Savall. Haydns „Schöpfung“ feiert die Natur und den Menschen, macht aber gleichzeitig deutlich, was wir in Krisen und Schlimmerem verlieren könnten. All das hört man aus diesem Mitschnitt heraus. Mehr noch: Allein „Die Vorstellung des Chaos“, das instrumentale Vorspiel zum 100-Minüter, ist selten so dicht und vielsagend gespielt worden. Wie immer ist Savall mit seinen Ensembles kein Freund vegetarischer Alte-Musik-Praxis. Das tönt farbsatt, prachtvoll und tiefenscharf, bleibt aber so durchhörbar, als klebe an jedem Instrument ein Mikrofon. Haydns Jubelchöre dürfen sich vollkommen natürlich entfalten. Tenor Tilman Lichdi und Bariton Matthias Winckhler sind feinzeichnende Stilisten, einzig Sopranistin Yeree Suh wagt sich nicht ganz aus der Deckung. th