Nach der großartigen Dokumentation „Familie Brasch“ von Annekatrin Hendel war anzunehmen, über diesen an Talenten und Tragödien so reichen Clan sei schon alles gesagt. Tatsächlich aber füllt Regisseur Andreas Kleinert mit seiner vielschichtigen Annäherung an den 2001 verstorbenen Dichter und Filmemacher Thomas Brasch eine Lücke. Albrecht Schuch spielt in Kleinerts visuell eindrucksvollem Biopic den jeden mit seinem Lebenshunger anziehenden Titelhelden als eine Art DDR-James Dean, um den alle anderen Personen kreisen wie Planeten um die Sonne. Der wiederum nur einen einzigen Punkt der Anziehung und Abstoßung kannte: seinen eigenen Vater, den stellvertretenden Kulturminister der DDR, den Jörg Schüttauf mit einer schneidenden Kälte gibt. „Lieber Thomas“ macht Lust, den rebellischen Künstler und sein bis heute aktuelles Werk wieder oder neu zu entdecken. ulf