Früher war sie der Erreger. Dann kam dieses depperte Coronavirus und schubste Lisa Eckhart von ihrem Thron. Doch die 29-Jährige ist zurück. Am Sonntag im Leo17 mit einer „ungenierten Sonderausgabe“ ihres bekannten Programms „Die Vorteile des Lasters“. Wie immer läuft die Eckhart nicht auf die Bühne, sie erscheint. Lässt sich auf dem Barhocker nieder, das eine lange nackte Bein über das andere lange nackte Beine verschränkt. Und gibt mit größter Herablassung und höchster Noblesse noch die hinterfotzigsten Gemeinheiten von sich. Sebastian Kurz („Wie das mit ihm zu Ende ging – irgendwie unbefriedigend. Als wäre Hitler 1945 im Bad ausgerutscht“), „der Jud’“, Franzosen, Frauen, die mit viel älteren Männern zusammen sind („Es ist wahrscheinlich so ein Hausfrauending: Man will die Reste noch verwerten“), müssen bei ihr dran glauben. Das ist deshalb so bestechend gut, weil Eckhart eben keine Antisemitin, Rassistin, Chauvinistin ist. Sie will uns unsere eigene Liederlichkeit vor Augen führen.
Dabei traut sie sich sogar an Selenskyj ran. Ein Dieb sei der. Gespanntes Warten im Publikum. Witze über den Ukraine-Präsidenten machen, darf man das? Eckhart: „Vom Komiker zum Kriegsheld – das sollte mein Weg sein!“ Lachen im Saal. Ja, man darf. Weil, wie es die Lady auf der Bühne formuliert, in jeder Tragik auch immer Komik liegt. Covid-19 etwa. Dieses nervige Dauerthema ist doch jeder leid. Nicht, wenn die Eckhart sich darüber auslässt. Treue im Lockdown („Behaupten Sie nicht, Sie seien treu, nur weil Sie kein anderer will!“), neues Schamgefühl („Heute springen Exhibitionisten aus dem Gebüsch und reißen sich die Maske vom Gesicht“) und am Ende eine Abrechnung mit jedem Impfgegner: „Putin mag den Atomknopf haben. Aber wir haben Millionen Ungeimpfte. Sie verbreiten nicht nur Viren, sondern auch Fake News – die perfekte Mischung aus Bot und Biowaffe!“ Entwaffnend gut.
Weitere Auftritte
7. Mai Florian-Stadl, Kloster Andechs, 18. Juni Alter Speicher, Ebersberg, 31. August Stadtsaal Fürstenfeldbruck. Karten: lisaeckhart.com