Nach dem Festival ist vor dem Festival: Gerade noch holte die Münchener Biennale unter dem Motto „Point of NEW Return“ ihr 2020er-Programm nach, schon steht die nächste reguläre Ausgabe des Festivals für neues Musiktheater an. „Good Friends“ lautet das Motto, das Daniel Ott und Manos Tsangaris ausgegeben haben (7. bis 19. Mai). Wie sein Vorgängerthema erzeugt es Resonanzen mit der Weltlage – auch wenn die Festivalleiter betonen, dass schon vor Corona und Krieg geplant wurde.
„Viel mehr hat uns beschäftigt, welche Facetten Freundschaft grundsätzlich haben kann – und da sind wir schnell vom privaten besten Freund zur strategischen Freundschaft zwischen Ländern gekommen“, meinen sie. „Wann ist Freundschaft bedingungslos, wann spendet sie Energie, wann frisst sie einen auf, und wann verfolgt sie nur noch einen Zweck?“ Ungeachtet solcher Vorüberlegungen belegt gerade der Krieg gegen die Ukraine, wie man von der Realität überholt werden kann.
Im Spielplan zeigt sich das besonders in „Lieder von der Vertreibung und Nimmer-Wiederkehr“. Auf ein Libretto des ukrainischen Schriftstellers Serhij Zhadan entwickelten Komponist Bernhard Gander und Regisseurin Alize Zandwijk Sichtweisen auf komplizierte Grenz- und Freundschaftslinien zwischen ehemals fest verbundenen Staaten (Uraufführung am 7. Mai). „Spuren“ führt durch die Kellerräume der Hochschule für Musik und Theater, dem ehemaligen „Führerbau“ (ab 12. Mai).
Wie sehr Diskriminierung unsere vermeintlich weltoffene Gesellschaft durchdringt, führt „Davor“ vor Augen und Ohren: Mit virtueller Technik kann man in die Erfahrungen von Menschen mit Migrationshintergrund eintauchen (ab 8. Mai). Totalitäre Gewalt spielt auch eine Rolle in „The damned and the Saved“, Komponistin Malin Bång und Autor Pat To Yan erzählen die Geschichte von zwei Frauen im Widerstand gegen ein von einer Maschine beherrschtes System (ab 15. Mai).
Vom Verschwinden freundschaftlicher Nachbarschaft durch Manipulation handelt „The little Lives“ der britischen Autorin A. L. Kennedy und der irischen Komponistin Ann Cleare (ab 8. Mai). Surrealer geht Øyvind Torvund zu Werke, indem er in „Plans for future Operas“ musiktheatrale Szenarien von gestörter Kommunikation entwirft, die den Gesetzen der Physik und Akustik trotzen (ab 13. Mai). Immerhin eine Produktion lotet das Prinzip harmonischer Vernetzung aus: Im „Good Friends Club“ erhält das Publikum die Chance auf „Teilhabe an einer wertoptimierten Sozietät“ (ab 11. Mai). Die größte Intimität aber erzeugt die Rückkehr zu klassischen Präsenz-Veranstaltungen: „Die Nähe zwischen Menschen muss erst wieder eingeübt werden“, meinen die beiden Festivalleiter.
Informationen
und Karten unter
muenchener-biennale.de.