Der Star des Films ist verhindert. Alexei Nawalny schritt gestern Abend nicht über den Roten Teppich des Deutschen Theaters München – Alexei Nawalny sitzt, schuftet, leidet im Straflager Pokrow. Am 22. März, rund einen Monat nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, wurde die Haftstrafe des wohl bekanntesten Oppositionellen des Landes wegen angeblichen Betrugs von zweieinhalb auf neun Jahre verlängert. Wie berichtet, sind Nawalnys Anwälte in Berufung gegangen und fordern Freispruch. Denn ihr Mandant ist keiner, der sich ausbremsen lässt. Er kämpft für seine Freiheit – und die des russischen Volkes.
Wie bedingungslos er das tut, davon erzählt die Dokumentation „Nawalny“, mit der gestern das 37. Dok.Fest München eröffnet wurde. Der Film begleitet den durch und durch furchtlos wirkenden Putin-Gegner Nawalny von dem Attentat des russischen Geheimdienstes bis zu seiner Rückkehr nach Moskau und seiner Inhaftierung. Besonders bewegend die Stunden, in denen seine Frau im russischen Krankenhaus um Alexeis Leben kämpft; als er in der Berliner Charité gerettet wird und im Schwarzwald wieder zu Kräften kommt. Der dortige Aufenthalt steht im Zentrum. Zusammen mit seiner Familie, seinem Team und dem bulgarischen Journalisten Christo Grozev gelang es Nawalny hier, den Mordanschlag gegen ihn aufzudecken.
„Nawalny“ ist ein Werk zur rechten Zeit. Es zeigt, welche Kraft im Genre Dokumentarfilm liegt; und verdeutlicht nebenbei, wie gut Dok.Fest-Chef Daniel Sponsel in der Szene vernetzt ist: „Nawalny“ feierte in München seine Deutschlandpremiere.
„Im Mittelpunkt unseres Festivals stehen gesellschaftlich relevante und künstlerisch wertvolle Filme aus aller Welt. Wir kuratieren sie für ein in jedem Sinne vielfältiges Publikum und wollen sie umfassend zugänglich machen“, betonte Sponsel im Grußwort. Und ist deshalb umso glücklicher, nach zwei Jahren endlich wieder in den analogen Spielstätten präsent zu sein. Im Deutschen Theater, in den City Kinos, im Rio und der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) – und an all den anderen Orten, wo jetzt wieder Begegnung möglich ist. Erst Seit’ an Seit’ im Sessel vor der Leinwand, dann im gemeinsamen Gespräch über das gerade Gesehene. Dokumentationen, die bewegen – weil das Leben selbst die irrsten Geschichten schreibt.
Das Dok.Fest München
bis 14. Mai in Spielstätten in ganz München. Und vom
9. bis 22. Mai digital unter dokfest-muenchen.de. Hier gibt es auch Tickets.