Feminismus und technoide Bedrohungen sind Szenarien, die heutzutage ziehen (sollen); nicht nur aufseiten der audiovisuellen Streamingdienste, sondern auch bei der Münchener Biennale für zeitgenössisches Musiktheater. Konkret gehen bei „The Damned and the Saved“, am Sonntag in der Muffathalle uraufgeführt, zwei unterschiedliche Frauentypen in Opposition gegen eine Maschinen-Herrschaft.
Die Geschichte nach einem Libretto von Pat To Yan mag einigen etwas zu „trendig“ daherkommen, und tatsächlich birgt die Genre-Wahl gewisse Untiefen; andererseits geht es der Avantgarde doch immer und eigentlich um Zukunftsmusik – warum also nicht mit den Mitteln der Science-Fiction? Gerade zwischen diesen beiden Polen segelt „The Damned and the Saved“ unter der Regie von Sandra Strunz: Popkulturelle Anleihen nimmt das cyberpunkige Ambiente von Sabine Kohlstedt, während Malin Bång mit ihrer Klangsprache utopische Gefilde ansteuert.
Gleich die erste von rund zehn seriell inszenierten Szenen ist die stärkste. Zwei Frauen winden sich unter Qualen in hermetischen Alu-Kapseln; entblößendes Blut fließt zwischen Beinen und akrobatische Zuckungen werden von rhythmisiertem Keuchen und Stöhnen begleitet – den ersten Lautäußerungen in diesem Musiktheater, das viel Wert auf Sprache und Stimme legt, ohne den sanglichen Normen der Oper zu folgen. Ein bisschen überinszeniert wirkt das Ganze manchmal, aber die Bilder sind stark und die geräuschhaft rhythmisierte Musik noch stärker – und manchmal sogar witzig; etwa, wenn sich die diktatorische Maschine die Daten der Menschen geräuschhaft einverleibt.
Einen doppelten Boden erhält der an sich etwas platte Plot durch Dopplungseffekte, die das Festivalmotto „Good Friends“ strukturell aufgreifen: Analog zum paarweise geordneten Ensemble unter der Leitung von Rei Munakata besetzte die Regisseurin die beiden Protagonistinnen mit jeweils einer Schauspielerin/Akrobatin und einer Sängerin/Performerin – was der Inszenierung das Spiel mit verschiedenen Bedeutungsebenen erlaubt.
Weitere Vorstellungen
am 17., 18. und 19. Mai; Karten online unter www.muenchenticket.de.