Endlich wurde er wieder ausgerollt – der rote Teppich vor dem Münchner Prinzregententheater. Nach einer Verschiebung der Gala im vergangenen Jahr aus bekannten Gründen fand die 43. Verleihung der Bayerischen Filmpreise endlich wieder in ihrem glamourösem Rahmen statt. Und weil nicht zuletzt das Festefeiern inklusive Händeschütteln, Umarmen oder Bussi links, Bussi rechts heuer weiter etwas Besonderes bleibt, hatten sich bereits im Vorfeld zahlreiche Promis aus Film, Fernsehen und Politik angekündigt – darunter die Königinnen des deutschen Kinos, Caroline Link und Doris Dörrie, Schauspielerin Maria Furtwängler sowie Komiker-Legende Otto Waalkes. Endlich konnten sie mal wieder den Smoking herausholen oder ins Abendkleid schlüpfen und das edle Geschmeide anlegen – einfach wunderbar festlich.
Ja, München funkelt wieder: Diesen Rahmen hat der Preis in Gestalt des porzellanen Pierrot aus der Commedia dell’Arte von Bildhauer Franz-Anton Bustelli (1723-1763) wahrhaftig verdient: Er gehört mit insgesamt 300 000 Euro Preisgeld zu den höchstdotierten Ehrungen in Deutschland.
Einer hatte das begehrte Püppchen, das die Bayerische Staatsregierung vergibt, vorab sicher: „Superweib“-Regisseur Sönke Wortmann ist heuer der Ehrenpreisträger. Landesvater Markus Söder (CSU) outete sich als Fan des 62-Jährigen: „Er begeistert mit Fußballfilmen genauso wie mit Komödien“, würdigte der Politiker Wortmann vorab – und verwies auf Filme wie „Deutschland. Ein Sommermärchen“ oder „Das Wunder von Bern“. Der Filmemacher aus dem Ruhrgebiet, der nach dem Abi selbst einige Zeit professionell Fußball spielte, verbinde Zeitgeschichte und die Emotionen des Sports. Söder: „Sönke Wortmann kann einfach Film.“
Von „ganz großem Kino“ sprach Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach. Sie übergab den Produzentenpreis an Fritjof Hohagen für den Film „Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie“, eine ebenso „amüsante wie nachdenkliche Culture-Clash-Komödie“, die es nur dank Hohagens Vision und Ausdauer auf die Leinwand schaffte, wie es in der Jury-Begründung heißt. Man kann es sich vorstellen: Zu zeigen, dass die großen Religionen Christentum, Judentum und Islam mehr eint als trennt, ist eine Herausforderung.
„Manchmal passiert es noch: Man sitzt im Kino und weiß bereits wenige Minuten nach Filmbeginn, dass hier gerade etwas noch nie Dagewesenes über die Leinwand flackert.“ So beschreibt die Jury das Erlebnis, wenn man sich „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ im Kino anschaut. Dafür gibt es für Dominik Graf, den Preis als bester Regisseur.
Bei den Kinostars und Kinomachern immer ganz hoch im Kurs steht der undotierte Publikumspreis, der vom Magazin „kinokino“ und Bayer 1 gestiftet wird. Das Voting der Kinogänger war eindeutig: Der schräge „Catweazle“ mit Otto Walkes musste einfach gewinnen! Aber eigentlich hat das jeder der Gäste an diesem Abend – gewonnen: ein Stückerl alte Normalität und ganz viel neue Lebensfreude.
Sendehinweis:
3sat zeigt an diesem Samstag von 23.30 Uhr an einen Mitschnitt der Gala.