Klingender Liebesbrief

von Redaktion

Anne-Sophie Mutter spielt Previns Violinkonzert

Wer, wenn nicht sie sollte wohl André Previns Violinkonzert „Anne-Sophie“ spielen? Doch wenn man in den Kalender von Anne-Sophie Mutter blickt, ist schnell zu sehen, dass es sich bei der Wahl dieses ihr gewidmeten Werkes keineswegs nur um Eitelkeit handelt. Immerhin nutzt die Geigerin ihre Popularität konsequent, um das Publikum regelmäßig mit Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts bekannt zu machen.

Der klingende Liebesbrief ihres 2019 verstorbenen ExMannes wurde einst ganz auf Mutters Stärken zugeschnitten und gab ihr nun auch bei der Wiederbegegnung in der Isarphilharmonie reichlich Gelegenheit, diese klug und überlegt auszuspielen. So in der mit warmem Ton und viel Gefühl nuanciert ausgestalteten Kadenz oder in den schlichten Volkslied-Anklängen, mit denen Previn die süffige Partitur im letzten Satz erdete. Dirigent Vasily Petrenko zeigte hier deutlich, dass sich Previn, der mehrfache Oscar-Preisträger, keineswegs nur aufs Etikett des Filmkomponisten reduzieren lässt. Wobei das im Hollywood-Sound bestens versierte Royal Philharmonic Orchestra auch diese Aspekte homogen ins Klangkonzept einbettete.

Ähnlich gut balanciert sind Rachmaninows „Symphonischen Tänze“, die wie Previns Werk eine Brücke zwischen Alter und Neuer Welt schlugen. Erneut zupackend dirigiert von Petrenko, der es sich nicht nehmen ließ, als Zugabe und Appell für den Frieden zwei thematisch in der Ukraine verortete Stücke nachzureichen. TOBIAS HELL

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