Das sechste und letzte Akademiekonzert der Saison war zugleich Auftakt für die nächste Premiere an der Bayerischen Staatsoper: „Die Teufel von Loudon“ von Krzysztof Penderecki eröffnen am 27. Juni die Opernfestspiele 2022 und wurden an diesem Montagabend im Nationaltheater konzertant angeteasert.
In seiner Anmoderation betonte der musikalisch wie sprachlich eloquente Vladimir Jurowski die stilistische Vielfalt des 2020 verstorbenen Komponisten – und belegte dies mit zwei Werken, die unterschiedlicher nicht sein könnten. 1963 komponierte Penderecki den Soundtrack zur Verfilmung von Jan Potockis labyrinthischer Erzählung „Die Handschrift von Saragossa“. Die „3 Stücke im alten Stil“ belegen die Fähigkeit des polnischen Avantgardisten zu barocker Kompositionstechnik. Und dass die Ouvertüre zum Film überhaupt jenseits der Leinwand erklingen kann, ist dem Generalmusikdirektor zu verdanken: Jurowski rekonstruierte die verschollene Partitur nach dem Gehör – und bescherte seinem Bayerischen Staatsorchester damit eine konzertante Erstaufführung.
Nach diesem eingängigen Auftakt ist die schmerzlich-schroffe Ästhetik von Pendereckis „Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2“ umso frappierender. Was für ein Glück, dass das Bayerische Staatsorchester mit seinem Solocellisten einen veritablen Penderecki-Spezialisten in den eigenen Reihen hat. Begleitet von seinen Kollegen spielt Jakob Spahn seinen Part mit enormer Spannkraft: hochsensibel in den zarten Passagen, gestaltet er die furiosen Ausbrüche wildvirtuos.
In Sachen Vielfältigkeit steht Igor Strawinsky seinem polnischen Kollegen nicht nach. Von erstaunlicher Radikalität ist sein zwölftöniges Alterswerk „Aldous Huxley in memoriam“; von spielerischer Leichtigkeit vibriert dagegen das burleske Jugendwerk „Petruschka“, das Jurowski und sein Orchester dynamisch und vielfarbig schillernd gestalteten.