Glänzend

von Redaktion

In der Unterfahrt brillierte Émile Parisien mit erlesenem Sextett

VON REINHOLD UNGER

Dass Émile Parisien auf seinem Instrument, dem Sopransaxofon, nicht nur in Europa nahezu konkurrenzlos ist, hat sich mittlerweile auch in den USA herumgesprochen. So reihen sich selbst vielbeschäftigte New Yorker Größen wie Trompeter Theo Croker, Bassist Joe Martin und Schlagzeuger Nasheet Waits gerne ein, wenn der quirlige französische Virtuose ins Aufnahmestudio oder zur Tournee ruft. In der ausverkauften Münchner Unterfahrt brillierte Parisien mit einem handverlesenen Sextett, das sein Landsmann Manu Codjia an der Gitarre und der italienische Pianist Roberto Negro vervollständigten.

Mit Abstand längstes Stück des Abends war die dreiteilige Mini-Suite „Memento“, die Parisien seiner Mutter gewidmet hat und die man sich diesem musikalischen Porträt nach als ebenso einfühlsam-nachdenkliche wie beherzt zupackende Person vorstellen muss. Mit dem Pianist Joachim Kühn zugedachten, vor schierer Spielfreude kaum zu bändigenden „Jojo“ und dem exotisch flirrenden, sinnlich verspielten „Madagascar“ von Joe Zawinul steckt Parisien wichtige Referenzpunkte der jazzenden Moderne ab. Dabei verschmelzen die Bläser geradezu symbiotisch in der Themenausführung, ehe sie sich zu individuellen Höhenflügen aufschwingen, Negro bringt eine erfrischend verschrobene Kantigkeit ein, Codjia lädt die Musik bisweilen subtil mit Rock-Spannung auf und Waits fungiert als ein die Solisten unablässig mit Impulsen versorgendes Ideenkraftwerk.

Aber letztlich ist die Mannschaft der Star und wie im Teamsport gilt: Hat ein funktionierendes Kollektiv eine klare Spielidee, ergeben sich für jeden Einzelnen automatisch Gelegenheiten zu glänzen.

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