„In acht Jahren kein böses Wort“

von Redaktion

Die Bayerische Staatsoper feiert Peter Jonas: Zubin Mehta erinnert sich an die gemeinsame Zeit

VON MARKUS THIEL

Als er 1993 an die Spitze der Bayerischen Staatsoper rückte, kam das einer Revolution gleich. Vorbei die Zeiten, als diese wie ein unbeweglicher Supertanker vor sich hin dümpelte. Sir Peter Jonas sorgte für eine Art ästhetischen Urknall, vor allem mit schrägen Barock-Inszenierungen, die neues Publikum an den Max-Joseph-Platz lockten. Er selbst war ja auch ein Intendant der anderen Art: einerseits britischer Gentleman, andererseits frecher, unkonventioneller Manager, der auch im Haus für eine völlig andere Atmosphäre sorgte.

Die Staatsoper erinnert an ihren 2020 gestorbenen ehemaligen Chef am kommenden Sonntag mit einer Matinee unter dem Titel „Celebrating Sir Peter“. Die beiden prägenden Dirigenten dieser Ära stehen am Pult: Ivor Bolton und der damalige Generalmusikdirektor Zubin Mehta. Letzterer kann sich heute an sein erstes Treffen mit diesem besonderen Briten nicht mehr genau erinnern. Dies müsse während Jonas’ Zeit als Betriebsdirektor beim Chicago Symphony Orchestra gewesen sein. Enger und ernster, so Mehta, sei es bei der Neuproduktion von Wagners „Tannhäuser“ geworden, die 1994 in München unter seiner Leitung herauskam. Jonas sei danach zu ihm nach Los Angeles gereist und habe intensive Gespräche über den Posten des Generalmusikdirektors geführt – mit Erfolg. 1998 trat Mehta das Amt an.

„Peter war ein wesentlicher Grund, um als Generalmusikdirektor nach München zu kommen“, berichtet Mehta. Er habe während der „Tannhäuser“-Phase genau beobachtet, wie Jonas das Haus geführt hat. Dabei sei ihm klar geworden, dass er sich an der Bayerischen Staatsoper wohlfühlen wird. Eine Sache ist dem Maestro im Rückblick wichtig. „In den acht gemeinsamen Jahren gab es zwischen uns nie auch nur ein böses Wort.“ Das Britischste an Sir Peter, so sieht es jedenfalls Mehta, sei wohl dessen Liebe zum Cricket gewesen. Eine Liebe übrigens, die beide einte – nicht nur bei Fernsehübertragungen, sondern auch beim gemeinsamen Spiel im Englischen Garten.

Natürlich, so Mehta, habe man viel über Regisseure und Besetzungen diskutiert. Jonas sei irgendwann seinem Vorschlag, mehr italienische Sängerinnen und Sänger für dieses Repertoire zu engagieren, gefolgt. Beide verabschiedeten sich 2006 von der Staatsoper. Doch auch nach diesem Einschnitt ist man laut Mehta in engem Kontakt geblieben. Besonders berührt habe ihn, dass Jonas nach Los Angeles geflogen sei, als der Dirigent an einer schweren Krebserkrankung laborierte.

In der Matinee dirigiert Mehta zwei Ausschnitte aus Verdis Requiem sowie Elgars „Nimrod“. Ivor Bolton steuert Händel bei, Martin Gantner singt eine Rachmaninow-Romanze. Der Erlös geht an German Doctors. Eine Organisation, die Sir Peter am Herzen lag und die Ärztinnen und Ärzte zu Projekten auf den Philippinen, in Indien, Bangladesch und Kenia schickt.

Matinee

am 5. Juni, 12 Uhr; Karten unter 089/21 85 19 20.

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