Er hat sich als junger Bursch verknallt: Michael Krüger (Jahrgang 1943), längst eine Verlegerlegende und Schriftsteller geworden. Hemmungslos verliebt ist der Münchner immer noch: ausgerechnet in Gemälde, und zwar in die Werke von Giovanni Segantini (1858-1899). Hinreißend ehrlich und sympathisch g´schamig schreibt er über seine Leidenschaft. Das ist das Schönste an dem Buch. Gefühle, Erlebnisse und die Geheimnisse zwischen Bild und Betrachter zählen mehr als jede kunsthistorische Gschaftelhuberei. Segantini, jener bettelarme Bub aus Arco (Gardasee), wurde mit seiner seltsamen spätimpressionistischen Malweise zum hoch angesehenen Porträtisten des Oberengadin mit starkem Hang zum Symbolismus. Aber es gibt und gab stets diejenigen, die bei Segantini die Nase rümpften. Da Krüger ein durchtrainierter Ästhetiker ist, reflektiert er all das inklusive seine Verknalltheit; und wir lernen viel dabei. sida