Während nebenan die Ärzte im Olympiastadion am Donnerstag ihr großes OP-Besteck auspackten, demonstrierte Rea Garvey in der Musik-Arena des Tollwood, wie aus einem freundlich-poppigen Iren mit charmanten Grübchen eine rockende Naturgewalt wird. So echt und „wild at Heart“ klingt der 49-Jährige live, dass man ihn eigentlich nur noch so erleben möchte. Das knallt, das fetzt, seine grandiosen Musiker fordern Gitarren und Schlagzeug mit einer explosionsartigen Spielfreude, wie man sie gerade jetzt – nach zwei Jahren Pandemie – so oft genießen kann.
Garvey holt sein Publikum sofort ab, spätestens zum zweiten Song fliegen die Arme zur Decke. Bei Rea fliegt die Jacke – es ist heiß. „Ich bin nur ein bisschen außer Atem, ich bin topfit“, lacht er mit Augenzwinkern. Geschwitzt wird überhaupt reichlich, auch bei den Fans, die sich als überaus textsicher erweisen und abgehen, als seien sie gerade dem Teenageralter entwachsen – dabei sind doch etliche Ü40. Hier wird nicht gewippt, hier wird gehüpft! Man kann dem Feuerwerk, dass da abgebrannt wird, auch schwer entgehen: „Talk to your Body“, „Is it Love?“, „Can’t stand the Silence“ und „Hey Hey Hey“ – alles dabei. Sein „Supergirl“ dagegen trägt er ganz sanft vor, begleitet nur von seiner Akustikgitarre.
Man hört ihm einfach gern zu, sieht ihn wild tanzen – von links nach rechts und wieder zurück, optisch einem modernen Wikinger ähnlich, und man lässt sich gern mitreißen. Und dann sind da noch die Geschichten, die er mit seinem drolligen Akzent und dem immer wieder gern genutzten „F*-Wort“ garniert. Wie die, von dem Freund und dessen hochschwangerer Frau, die ihn im Zelt besuchten und kurz vorm Konzert in die Klinik mussten – das Kleine kommt! Ein Mädchen sei es geworden, verkündet er eine Stunde später. Namensvorschläge seien erwünscht. Er erzählt von Familie und Freunden, von seinen Anfängen mit der Band Reamon in München, so authentisch und emotional. Dazwischen die Musik, knapp zwei Stunden Programm. Was haben wir das alle vermisst! Und Rea hat’s richtig gerockt.