Trumpfkarten

von Redaktion

„Tosca“-Wiederaufnahme am Gärtnerplatz

Warum immer in die Ferne schweifen? Diese Frage muss man sich am Gärtnerplatz nach der Wiederaufnahme von Stefano Podas nachtschwarzer „Tosca“-Inszenierung durchaus gefallen lassen. Denn während in der Premiere 2019 noch alle drei zentralen Rollen mit Gästen besetzt wurden, kamen als Cavaradossi und Scarpia nun endlich zwei Publikumslieblinge aus dem Ensemble zum Zuge, die ihre Vorgänger in beiden Fällen mühelos übertrumpften.

Für Alexandros Tsilogiannis dürfte der malende Revolutionär zwar vorerst eine Grenzpartie bleiben, doch zum Glück ließ er sich nur selten zur Kraftmeierei verleiten und vermied es, seine Stimme künstlich einzudunkeln. Während er die Auftrittsarie und das Duett im ersten Aufzug noch ebenso kultiviert wie kontrolliert ablieferte, ging der Tenor bei den berüchtigten „Vittoria“-Rufen dann aber doch mutig auf volles Risiko und krönte sein Debüt schließlich mit einem bewegenden „E lucevan le stelle“. Deutlich entspannter als in der Premierenserie präsentierte sich in seiner Gesellschaft Oksana Sekerina als Titelheldin, die ihren metallisch glänzenden Sopran nun vom Verona-Format auf die Dimensionen des Gärtnerplatztheaters eichte und so gerade in den Duetten zu feineren Nuancen fand.

Übertrumpft wurden beide allerdings knapp von Matija Meić. Er aktivierte als Scarpia seine Don-Giovanni-Erfahrungen und gestaltete den kalt berechnenden Polizeichef als eleganten Verführer, dessen wahre Brutalität zunächst noch hinter der perfekt sitzenden Maske verborgen blieb. Sanft einschmeichelnd der erste hinterkünftige Dialog mit Tosca, bevor er seine kraftvolle Stimme im „Te Deum“ mit finsterer Autorität über das Ensemble schweben ließ. Und dies, obwohl Dirigent Michael Brandstätter nach einem leicht zerdehnten Auftakt hier endlich die Zügel straffer anzog und die volle Wucht des Chores entfesselte. TOBIAS HELL

Weitere Vorstellungen

am 24. und 26. Juni;

Telefon 089/21 85 19 60.

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