Die Porträts eines getrennten Paares wieder nebeneinander an die Wand zu hängen – ob das ihr und ihm gefallen hätte? „Ach, es ist ja ein bisschen Luft zwischen den beiden“, meint Elisabeth Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein schmunzelnd. Und überhaupt: Der adrette Mr. Hibbert und seine schöne Mrs. Hibbert mögen sich zwar einst getrennt haben – zur Scheidung aber schenkte er ihr sein Porträt, sie ihm das ihre. Beide hängen nun in der Alten Pinakothek wieder traut vereint. Und das ist – hier passt der arg abgedroschene Begriff – eine Sensation.
Denn gemalt hat beide Porträts der englische Künstler Thomas Gainsborough (1727-1788), einer der glänzendsten Namen der europäischen Malerei des 18. Jahrhunderts. Ein Hauptwerk von ihm anzukaufen, ist bei den in immer steilere Höhen steigenden Kunstmarkt-Preisen auch im Bereich der Alten Meister schon meist unmöglich, selbst für herausragende Institutionen wie die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Dann aber gleich zwei zueinander passende Porträts zu gewinnen, das ist doppeltes Glück.
Besser: ein Verdienst der engagierten Münchner Kunstfreunde. Allein durch die Gelder des Pinakotheks-Vereins konnte nun Gainsboroughs Gemälde von Mr. Thomas Hibbert (1744-1819) angekauft werden; das Bildnis seiner einstigen Gattin Sophia (1760-1827) hatte der Verein bereits 1978 für die Neue Pinakothek erworben. Zu Sayn-Wittgenstein, die sich seit Jahren für den Förderverein engagiert und bei der jüngsten Sitzung erst wieder im Amt der Vorsitzenden bestätigt wurde, ist die Freude über die „Familienzusammenführung an der Museumswand“ anzusehen.
Wie ihnen das gelungen ist? Nach fast 140 Jahren, die der Mr. und seine Mrs. getrennt voneinander ausgestellt waren? Ihr Porträt war an die Sammlung Rothschild verkauft worden, er verblieb in Familienbesitz. (Generaldirektor Bernhard Maaz dazu trocken: „Tja, die Stammhalter wurden meist in den Sammlungen behalten, eher die Frauen veräußert.“) Also, durch welche Tricks hat der Verein das geschafft? Die Antwort lautet: gute Beziehungen und die Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen. „Wir haben vom Gainsborough’s House erfahren, wo das Porträt Mr. Hibberts hing, dass die Familie verkaufen möchte. Und sind gleich in die Verhandlungen getreten“, erzählt zu Sayn-Wittgenstein. Und dankt einmal mehr ihren Vereinsmitgliedern, die bereit waren, außer der Reihe zu spenden. Denn das sorgsam gesparte Geld in der Vereinskasse reichte nicht für den Ankauf. „Und so haben wir die fehlenden 400 000 Euro von insgesamt 1,8 Millionen Euro in wenigen Wochen zusammengesammelt“, am 23. Dezember war der Deal perfekt. Was für ein Weihnachtsgeschenk.
Eines, das nun ein jeder in der Alten Pinakothek bewundern kann, die Neue ist bekanntlich wegen Sanierung über Jahre hinaus geschlossen. Wenn man den neuen Schatz und den leuchtenden Rahmen, den Mrs. Hibbert außerdem spendiert bekommen hat, betrachtet, blutet einem das Herz darüber, dass es sich hinzieht mit der Generalüberholung. Aber zumindest eine Auswahl der Werke der gerade nicht zugänglichen Bereiche gibt es ja in der Alten Pinakothek zu sehen. Und Herbert Rott, Kurator der Neuen, verspricht: „Mr. und Mrs. Hibbert kommen nicht ins Depot. Die bleiben hängen.“ Als malerische Erinnerung daran, was einmal eine große Liebe war.
Beide Werke
hängen in Saal II im Erdgeschoss der Alten Pinakothek. Di./Mi. 10 bis 20.30 Uhr, Do.-So. bis 18 Uhr.