„Eine explosive Mischung“

von Redaktion

Die Choreografin Lizt Alfonso über „¡Cuba Vibra!“ am Deutschen Theater

Während der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama trat ihre Dance Company im Weißen Haus auf, mit dem Video zu Enrique Iglesias’ Hit „Bailando“ wurde sie weltbekannt. Nun ist Lizt Alfonso mit ihrer kubanischen Tanztruppe zum ersten Mal in München und zeigt im Deutschen Theater die Show „¡Cuba Vibra!“. Kurz vor ihrer Abreise sprachen wir mit der 54-jährigen Choreografin in La Habana, wo sie unter anderem ihre renommierte Tanzschule leitet. Sie verriet Details zur Show und zur Geschichte ihres Vornamens.

Gleich vorab: Hat Ihr Vorname etwas mit dem Komponisten Franz Liszt (1811–1886) zu tun?

(Lacht.) Ja, natürlich. Meine Mutter liebte die Musik von Franz Liszt über alles.

Sie bereiten gerade Ihre Reise nach Deutschland vor. Probt Ihre Dance Company jetzt noch?

Unsere Koffer sind gepackt. (Lacht.) Doch irgendwie hören Tänzer eigentlich nie auf zu proben.

Mit wie vielen Menschen kommen Sie nach München?

Wir sind 32 Personen, inklusive Tänzer, Musiker, Techniker und Leitung. Wir treten immer mit unseren Musikern auf, und da ist es sinnvoll, auch die eigenen Techniker mitzubringen, die den Sound genau kennen.

Es ist nicht Ihr erster Besuch in Deutschland. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen hier?

Sehr positiv. Wir waren allerdings nur in Hamburg – in den Jahren 2009, 2011 und 2014 mit unserer Jugend-Company. Wir kommen jetzt zum ersten Mal nach München ins Deutsche Theater. Ich habe es mir angeschaut, und es ist wirklich sehr schön.

Mit dem Album und dem Kinofilm „Buena Vista Social Club“ gab es in den Neunzigerjahren in Deutschland einen echten Kuba-Boom. Spüren Sie den heute noch?

Auf jeden Fall. Ich glaube sogar, dass es momentan wieder vermehrt Interesse gibt. Unsere Show deckt allerdings noch viel mehr Bereiche ab, die alle die kubanische Kultur betreffen. Dazu gehören klassisches Ballett, afrikanische Elemente, Flamenco und vieles mehr. Wir nennen es „Danza Fusión“. Das Programm „¡Cuba Vibra!“ Ist eine Art Best-of von Lizt Alfonso.

Die meisten Tänzerinnen und Tänzer Ihrer Truppe stammen aus der hauseigenen Tanzschule. Wie viele Menschen studieren derzeit bei Ihnen?

Das sind mehr als 1000 Schüler. Die Ausbildung beginnt mit fünf Jahren. Mit zehn kann man sich entscheiden, ob man den professionellen Weg einschlagen will. Da geht es dann bis 17, und die meisten werden übernommen. Man kann aber auch bis 14 weiterstudieren, ohne Profi zu werden. Es gibt einen sehr lebendigen Austausch mit ähnlichen Projekten in Europa, Australien, den USA und Kanada.

Wie lange gibt es Ihre Schule bereits?

Etwa 30 Jahre. Das ist sehr schön, weil ich ständig auf der Straße Menschen treffe, die entweder bei uns gelernt haben oder deren Kinder bei uns sind.

Geht es „nur“ um die Kunst – oder arbeitet die Schule auch unter einem sozialen Aspekt?

Auf jeden Fall. Das stand auch ganz am Anfang des Projekts. Das Ziel war es, Kinder von der Straße wegzubringen und ihnen etwas Sinnvolles beizubringen.

Einer breiten Öffentlichkeit wurde Ihre Arbeit durch das Video zu „Bailando“ mit Enrique Iglesias bekannt. Wie kam es dazu?

Wir hatten bereits eine Choreografie dazu für ein anderes Video produziert. Das hatte Enrique gesehen und wollte ein eigenes mit uns drehen. Er wollte aber eigentlich genau dieselbe Choreografie haben! Es war sehr angenehm, mit ihm zu arbeiten.

Wie erklären Sie sich die außergewöhnliche Musikalität der Menschen auf Kuba?

Zum einen sind da die vielen Wurzeln: zunächst die Ureinwohner, dann die Spanier, später die Sklaven aus Afrika. Es gab eine chinesische Einwanderungswelle und eine arabische. Und natürlich sind da noch die Einflüsse aus den USA, vor allem durch den Jazz. Und das alles in der Karibik – das ist eine explosive Mischung. (Lacht.) Vielleicht berühren unsere Shows deshalb Menschen auf der ganzen Welt in der gleichen Intensität. Musik und Tanz überwinden ohnehin Sprachbarrieren und finden den direkten Weg zum Herzen. Bei uns gilt vor allem eine Regel: Wenn du mit der ersten Nummer die Menschen berührst, dann bleiben sie bei dir.

Das Gespräch führte Antonio Seidemann.

„¡Cuba Vibra!“

ist vom 6. bis zum 10. Juli im Deutschen Theater zu Gast; Karten online unter tickets.deutsches-theater.de.

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