Wer hätte gedacht, dass „Minutemade“ sogar Corona überstehen würde! Rückblick: Bereits im Jahr 2013 hatte Münchens Gärtnerplatz-Tanzchef Karl Schreiner dieses Knapp-und-günstig-Format für sein Tanzensemble gestartet, das sich seitdem auch gut etablierte. Nun folgte nach Akt 1 und Akt 2 im Februar und März (wir berichteten) ein „Minutemade Spezial“: Denn mit Ioannis Mandafounis zeichnete diesmal nur ein Choreograf verantwortlich. Außerdem fand der Abend nicht im Gärtnerplatztheater statt, sondern im Gasteig HP8, Halle E. Erklärung: Während der Haidhausener Gasteig saniert wird, ist das Sendlinger Gelände der Münchner Stadtwerke an der Hans-Preißinger-Straße 8 Ausweichquartier. Und die denkmalgeschützte Halle E, eine ehemalige Trafohalle aus rotem Backstein, schien Mandafounis ideal für eine spielerische, getanzte Erkundung der verschiedenen Räumlichkeiten.
In der riesigen Eingangshalle werden wir per Projektion auf großer Leinwand noch mal kurz an Akt 2 erinnert. Dann, eingeteilt in kleine Gruppen, folgen wir unserem „Guide“ treppauf, treppab durch das Labyrinth dieses Bauwerks. Gleich ist man in der Bibliothek, wo irrlichternd tanzende Wesen zwischen den Bücherregalen durchhuschen. Auf langen Fluren hasten Figuren hin und her; nähern sich zwei Tänzerinnen in reptilienähnlicher Gangart; bewegt sich im Treppenhaus tief unten ein Mensch, sichtbar gerade noch zwischen den Wendelungen der Treppe. Es sind nur kurze, angerissene Szenen, impressionistische Momente, die uns die Räume vertraut machen, aber choreografisch unerheblich bleiben. Bedingt natürlich durch diese Form der Gebäude-Begehung.
Vielleicht kann Mandafounis demnächst in einer Gast-Choreografie sein künstlerisches Vermögen verwirklichen. Er übernimmt übrigens in der Spielzeit 2023/24 die Direktion der ursprünglich von William Forsythe gegründeten, zuletzt von Jacopo Godani geleiteten Dresden Frankfurt Dance Company, in der er selbst mehrere Jahre Tänzer war.