Von Ungewöhnlichem ummantelt

von Redaktion

Magdalena Kožená zu Gast beim Kammerkonzert der BR-Symphoniker in der Isarphilharmonie

VON GABRIELE LUSTER

Ein Kleinod reihte sich ans andere, als Magdalena Kožená, Sir Simon Rattle und sechs befreundete Instrumentalisten am Dienstagabend in der Isarphilharmonie zusammenfanden. Lieder, nicht in der gängigen Nur-Klavierbegleitung, sondern ummantelt von ungewöhnlichen Instrumental-Kombinationen standen auf dem Programm dieses Sonder-Kammerkonzerts des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Von Chausson über Strawinsky, Strauss, Brahms und Ravel reichte der Bogen bis zu hin Janáček und Dvořák, den Großen aus Koženás Heimat.

Richard Strauss’ „Drei Lieder der Ophelia“ (aus Shakespeares „Hamlet“, von Karl Josef Simrock ins Deutsche übertragen) sorgten für einen frühen Höhepunkt. Wie Kožená und der sie „nur“ am Klavier begleitende Rattle sich dabei in das Irrewerden der verlassenen Ophelia hineintasteten, sich wirr, irr steigerten und dennoch zart aus der Realität verabschiedeten, das machte diese kleinen Szenen zu großer Kunst.

Auch Strawinskys Shakespeare-Songs – von Flöte (Kaspar Zehnder), Klarinette (Christopher Richards) und Bratsche (Amihai Grosz) begleitet – lebten vom delikaten Zusammenklang mit dem instrumental geführten, hellen Mezzo. Koženás schlanke, bewegliche Stimme passte auch bestens zu Janáčeks „Kinderreimen“. In den pointierten, witzigen Miniaturen, von Klavier und Klarinette entsprechend akzentuiert, war das Streichquartett singend gefragt. Zuvor und hernach hatten die vier (Giovanni Guzzo und Rahel Rilling, Violine; Amihai Grosz, Viola; Dávid Adorján, Cello) ihre fast orchestralen Einsätze in Chaussons „Chanson perpétuelle“, in Reimanns höchst lyrischer Bearbeitung von Brahms „Ophelia-Liedern“ und in Dvořáks „Zigeunerliedern“. Auch wenn hier wie in Brahms’ „Zwei Gesängen“ ein dunkler Mezzo noch intensiver gewesen wäre, gefielen Koženás Stilsicherheit und Schlichtheit. Jubel.

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