Es könnte sein, dass der Mann noch nie laut geworden ist. Außer in den Momenten, wenn die Kontrabass-Stimme Fortissimo fordert. Wer Heinrich „Heiner“ Braun gegenübertritt, begegnet der personifizierten Ausgeglichenheit. Der Mann, Jahrgang 1956 und Vater von sieben Kindern, hat eben schon alles erlebt, gesehen und vor allem gehört. So jemanden braucht (nicht nur!) jedes Orchester, wo interne Kraftfelder gern von der hohen Kultur Richtung Kindergarten tendieren. Auch deshalb war Braun lange im Vorstand des BR-Symphonieorchesters. Und es lässt sich kaum ermessen, was seine freundliche, verbindliche Art, die oft Unerbittlichkeit tarnt, alles ermöglicht hat – oder verhindert. An diesem Sonntag verlässt Heinrich Braun sein „BRSO“ und geht in den Ruhestand.
Ein herausragender Musiker, obgleich er selbst gern über seine Körpergröße witzelt: Fordert ihn ein Dirigent beim Schlussbeifall zum Stehen auf, ist kaum ein Unterschied zum Sitzen erkennbar. Seit 1982 spielt Braun beim BR, ein Jahr später wurde er Solo-Kontrabassist. Loyalität zum Orchester paart sich bei ihm mit gesunder Distanz und Draufsicht. Und dass er nun mit dem Odeonsplatz-Konzert, Simon Rattle und Filmmusik sein Finale spielt, findet Braun ganz großartig. Mag sein. Aber ein BR-Symphonieorchester ohne Heiner? Unvorstellbar. MARKUS THIEL