Wenigstens das. Eine mehr als knifflige Tenor-Arie, eine ebensolche für die Mezzosopranistin, die teils abstruse Tongirlanden über mehr als zwei Oktaven verlangt, plus eine Ouvertüre, die Rossini sieben Jahre später für eine weitere Oper ausschlachtete: Als Appetithappen für „Bianca e Falliero“ funktioniert dieses Konzert ganz ausgezeichnet. Doch was hilft es, wenn ausgerechnet Bianca-Sopranistin Heather Phillips „auf einer Art Alm“, wie es Intendant Bernd Loebe formulierte, in Quarantäne sitzt? Statt einer Rossini-Premiere als Übernahme von der Frankfurter Oper gab’s also im Erler Festspielhaus ein 90-minütiges, coronabedingtes Ersatzprogramm. Fünf Ausschnitte aus einem Drama, das eine Liebesgeschichte mit Familienfehden und großer Politik verschränkt – und mittendrin, als Sättigungsbeilage, die Ballettmusik aus Gounods „Faust“.
Die nutzte Dirigent Beomseok Yi, um sein Gestaltungstalent zur Schau zu stellen. Der Rossini war wie geplant dem coolen, mit straffem Zügel operierenden Kollegen Simone di Felice vorbehalten. Was man bekommt an diesem heftig beklatschten Abend: einen ausgezeichneten Tenor-Techniker wie Theo Lebow, der keine Koloraturen aus der Häckselmaschine serviert, sondern alles elegant auf Linie bringt. Vor allem aber ist da die Mezzo-Entdeckung Maria Ostroukhova, die dramatischem Aplomb mit in allen Lagen balancierter Feinmechanik verbindet. Das ganze Stück sollte man sich also antun. Für szenische Aufführungen von Rossinis „Bianca e Falliero“ haben die Erler drei Ersatztermine parat: am 20., 24. und 28. Juli. MARKUS THIEL