Bis der Watschn- baum umfällt

von Redaktion

PREMIERENKRITIK Das Gärtnerplatztheater liefert mit „Rita“ eine kurzweilige Opernminiatur

VON TOBIAS HELL

Der Spielplan des Münchner Gärtnerplatztheaters ist keineswegs arm an Kontrasten. Das gehört zum Credo des Hauses. Und so durfte nach dem großen Musical-Spektakel „Tootsie“ vor wenigen Tagen nun zum Saisonende eine mehrfach verschobene intime Studioproduktion endlich auch ihre lang ersehnte Premiere feiern: Donizettis turbulenter Einakter „Rita“, den man in einer deutschen Neufassung aus der Feder von Thomas Pigor präsentiert.

In diesem Fall war das sonst oft gern kritisierte Übersetzen und Umschreiben durchaus angebracht. Denn wie es der originale Untertitel „Le Mari battu“ („Der geprügelte Ehemann“) vermuten lässt, kann man die ursprüngliche Handlung auf gut Bairisch mit den Worten zusammenfassen: A g’scheide Watschn hat noch keinem g’schadet.

Gewalt in der Ehe gibt es bei Pigor nun zum Glück aber ebenso wenig wie in der temporeichen Inszenierung von Maximilian Berling. Er siedelt die Handlung in einem kleinen Café in der italienischen Provinz an, welches sein Ausstattungsduo Karl Fehringer und Judith Leikauf mit viel Liebe zum Detail im Stil der Fünfzigerjahre dekoriert hat. Die Hosen hat hier Titelheldin Rita an, die, nach einer Enttäuschung mit ihrem ersten Mann, den neuen Gatten an der kurzen Leine hält. Und wie es sich für eine ordentliche Dreiecksgeschichte gehört, sorgt die plötzliche Rückkehr des totgeglaubten Kaspar für einige polyamouröse Verwirrungen. Mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten. Wohl aber, dass der Regie eine überaus kurzweilige Opernminiatur gelungen ist. Dazu trägt auch Oleg Ptashnikov am Pult seinen Teil bei, der das in Kammerbesetzung aufspielende Orchester mit leicht federndem Tonfall durch die Partitur treibt.

Dass die Dialoge manchmal etwas aufgesagt wirken und die typischen Pigor-Reime sich bei allem Witz hin und wieder etwas mit der Musik reiben, kann man getrost vernachlässigen. Denn auch in germanisierter Form beweist das Trio auf der angeschrägten Bühne hervorragende Belcanto-Qualitäten: An erster Stelle Gyula Rab, der als zunächst etwas kleinlauter Beppe im Laufe der Handlung im wahrsten Sinne des Wortes seine Stimme findet und mit leuchtenden Spitzentönen punktet. Die hat ebenfalls Einspringerin Cecilia Gaetani, deren dunkler Sopran sich wunderbar mit ihren beiden Männern ergänzt. Dritter im Bunde ist Ludwig Mittelhammer, der seinen kernigen Bariton wenn nötig auch elegant zurückzunehmen versteht und sich mit Rab ein aberwitziges Duell liefert, aus dem am Ende das Publikum als Sieger hervorgeht.

Weitere Vorstellungen

erst in der nächsten Saison am 20., 21., 25., 26. April; Telefon 089/21 85 19 60.

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