Großer Bahnhof

von Redaktion

Die Schauburg München stellt ihr buntes Theaterprogramm vor

VON ULRIKE FRICK

„100 % WIR“ lautet das Motto der kommenden Spielzeit in der Münchner Schauburg. Intendantin Andrea Gronemeyer versteht darunter nicht nur „100 Prozent Theater für junge Menschen“, sondern vor allem den „Traum von Gemeinschaft, von Miteinander und Einigkeit, von Integration und Inklusion“. Gerade in den aktuell schwierigen „Zeiten, in denen Meinungsstreit und Spaltung“ zunehmend dominieren.

Von denen spricht auch Kulturreferent Anton Biebl in seinen Begrüßungsworten, und klingt dabei ungewohnt sorgenvoll: Zwar habe die Schauburg derzeit eine Auslastung von 93 Prozent. Eine Zahl, von der andere Bühnen in der heiklen Post-Corona-Zeit nur träumen könnten. „Außerdem kamen in der Spielzeit 2021/22 alle Neuinszenierungen zur Aufführung“, fügt er an. Allerdings lag die Auslastung vor der Pandemie bei 97 Prozent, und viele der 22 Stücke im Repertoire waren leider noch nicht allzu oft zu sehen. „Der Zugang zu Kunst und Kultur ist ein zerbrechlicher“, weiß Anton Biebl. „Trotzdem ist mir nicht bange. Wir werden das auch in Zukunft schaffen.“

Das Programm der Schauburg für die Spielzeit 2022/23 klingt zumindest so verheißungsvoll, da möchte man sofort Richtung Elisabethplatz aufbrechen. Stattdessen heißt es Geduld aufbringen. Nach einem großen Theaterfest als Auftakt zur neuen Spielzeit am 24. September findet am 1. Oktober die erste Premiere „Tiere im Hotel“ statt. Die Komödie über eine tierische WG, in der sich die Fressfeinde plötzlich solidarisch verhalten müssen, ist für alle Kinder im Grundschulalter geeignet. Das Thema Solidarität, ohnehin ein zentrales für die Programmplanung der Schauburg, steht in dem Musiktheater „Leise Laute“ oder dem Ernst und Komik verbindenden Drama „Zugvögel“ des britischen Autors Mike Kenny im Mittelpunkt.

Die für Teenager wichtige Gender-Debatte bringt Regisseur Daniel Pfluger in seiner Multimedia-Revue „ERIK*A“ über die berühmtesten Bogenhausener Jugendlichen Erika und Klaus auf den Punkt. In einem Mix aus live gespielten Szenen und Film-Interviews forscht Pfluger den legendären „Mann-Twins“ nach, die schon vor hundert Jahren Kritik an der heteronormativen Gesellschaft übten. Ein weiteres Schmankerl für das heranwachsende Publikum ist „Get lost“, eine Kooperation mit der Bayerischen Staatsoper und dem Kulturzentrum Backstage. Eine rauschhafte Odyssee durch die Nacht, begleitet von den Klängen von Monteverdi und Enik. Ein solches Konzept kann natürlich nicht im braven Rahmen eines Bühnenhauses stattfinden. Das geht nur im Backstage!

Ausführliche Informationen zum Programm, zu den zahlreichen Begleitprojekten, liebevoll zusammengestellten Labs sowie den in der Schauburg 2023 stattfindenden Theaterfestivals „Kuckuck“ und „Südwind“ oder den vielfältigen digitalen Angeboten finden sich unter www.schauburg.net.

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