Wahrscheinlich gibt es kaum eine Aufführung der Bayerischen Staatsoper, in der Ulrich Reß nicht auf der Bühne stand. Über 2000 sind es geworden, schier ungezählt sind seine Partien. Einer, der zur DNA des Hauses gehört – und der nun in den Ruhestand geht. An diesem Sonntag singt der gebürtige Augsburger seine letzte Vorstellung als Ensemblemitglied, er gibt den intriganten Valzacchi im „Rosenkavalier“. Über die Kirchenmusik kam Reß, Jahrgang 1956, zur Oper. Zunächst war er in Augsburg engagiert, 1984 wechselte er nach München. Vier Jahre später einer der Karriere-Höhepunkte: In Bayreuth debütierte er als David in den „Meistersingern“ – eine Lieblingspartie, die wie kaum eine andere zu diesem Singdarsteller passte. Wobei Reß (Foto: Hösl) nicht nur in komischen Rollen, sondern auch als Charaktertenor Großes glückte – zuletzt als Pater Mignon in „Die Teufel von Loudun“. Vermissen muss man Reß übrigens nicht: Er tritt in München weiter auf – als freischaffender Unruheständler. th