Viel passiert ohnehin nicht in Wagners „Tristan und Isolde“, wo sich das meiste bereits vor dem ersten Ton ereignet hat. In Bayreuth tut sich noch weniger in einer Neuinszenierung, die Regisseur Roland Schwab besorgte. Gestern Abend wurden damit die Festspiele eröffnet.
Statt auf Aktion und auf von innen nach außen entwickelte Figuren setzen Schwab und Bühnenbildner Piero Viciguerra auf die Ästhetik ihrer Szenerie. Ein eckenloser Einheitsraum mit einer Deckenaussparung und einer ebensolchen runden Bodenscheibe. Die Videos – mal ein Wasserstrudel, in dem das Paar zu versinken droht, mal ein Blick ins All – liefern hohe Schauwerte und sind das eigentliche Ereignis.
Eine Wagner-Installation ist diese Produktion zumindest bis zur zweiten Pause. Das hängt manchmal gefährlich durch, überlässt (zu) viel dem Gesangspersonal, dafür darf sich die Musik ungehindert Raum erobern. Das Publikum fühlt sich davon zumindest nicht belästigt: heftige Ovationen und Trampeln nach den ersten beiden Akten.
Dirigent Markus Poschner, kürzlich erst während der Proben eingesprungen, nutzt diese Leerstellen mit hohem Risiko und weiten Pegelausschlägen. Von der ziemlich hochdramatisch tönenden Catherine Foster (Isolde) und Ekaterina Gubanova (Brangäne) versteht man fast nichts. Stephen Gould (Tristan) steigert sich nach der ersten Pause erheblich. Georg Zeppenfeld (Marke) führt als Einziger vor, wie man intelligenten Schöngesang mit Textbewusstsein verbindet. Völlig indisponiert zeigt sich das Publikum. So viel Unruhe war in Bayreuth fast noch nie, die ersten Takte gehen unter im Lärm von Zuspätkommern. Eine ausführliche Kritik über diese Premiere lesen Sie in der morgigen Ausgabe.