Liederabende sind oft wie Stillleben, die Ausführenden wie erstarrt in Posen. Und dann gibt es die Liederabende der Cecilia Bartoli (Foto: Hugo Glendinning), die lustvoll einer programmatischen Idee folgen – etwa „Farinelli und seine Zeit“. Die Bühne der Isarphilharmonie ist ein barockes Tableau vivant: In der Mitte dirigiert Gianluca Capuano von einem zweimanualigen Cembalo aus seine dem Originalklang verpflichteten Les Musiciens du Prince-Monaco. Links dominiert ein großer Reisekoffer mit Paravent die Szene – das Wirkungsfeld von Xavier Laforge, der Bartolis sinnliche Maskerade inszeniert. Beginnend als androgyner Casanova, fortfahrend als ägyptische Königin, später als Diva, besingt sie Kunst und Leben des berühmten Kastratensängers aus dem 18. Jahrhundert. Dabei halten sich operngerechtes Pathos und ironischer Witz die Waage und ergeben alles in allem einen unterhaltsamen Liederabend auf höchstem sängerischem Niveau. ANNA SCHÜRMER