Jan Delay im Zenith

von Redaktion

Kurz vor Schluss, Jan Delay hat nach seinem T-Shirt inzwischen auch die Hose völlig durchgeschwitzt, fragt man sich, was wohl der junge Eisfeldt zu diesem Konzert gesagt hätte. Eisfeldt ist der bürgerliche Nachname des Hamburgers und so nannte er sich anfangs auch als Rapper. Mit seinen Kumpels von den Beginnern spielte der Gymnasiast damals sein erstes Konzert in München. HipHop der frühen Neunziger – voller Attitüde und Dogmen.

30 Jahre später hüpft der inzwischen 46-Jährige über die Bühne des Zenith. Und seine große Band mit drei Bläsern und drei Background-Sängerinnen spielt wieder Musik der Neunziger. Aber halt nicht seine. Erst „Rhythm is a Dancer“ von Snap. Dann folgt Daft Punk. Und spätestens mit „One more Time“ mutiert dieses Konzert zu einer ziemlich großartigen Ü30-Party. Bis zu seiner bislang letzten Platte „Earth, Wind & Feiern“ hatte es quasi zwei Jan Eisfeldts gegeben. Einen Rapper, der sich später Eizi Eiz nannte – und eben Jan Delay, der als Musiker alles ausprobierte, was dem Hip-Hopper verboten schien: eine großartige Reggae-Platte, von der er im Zenith leider kaum etwas spielt, zwei gute Funk-Scheiben und ein etwas verunglückter Ausflug in den Rock. Die „Rock-Platte, auf die keiner Bock hatte“, wie er selbstironisch gleich im ersten Stück rappt. Mit „Earth, Wind & Feiern“ aber sind die ganzen Alter Egos verschmolzen. Jan Delay ist Jan Delay und mit zunehmendem Alter ein echtes Feierbiest. Die Stile werden wild gemixt, bis irgendwann das Saxofon-Solo von „Careless Whisper“ (Wham!) über einem Ska-Beat ertönt.

Das alles funktioniert, weil sich der Sänger eine verdammt gute Band zusammengestellt hat und seinen Produzenten Kaspar „Tropf“ Wiens an den Reglern postiert, der es sogar im oft undankbaren Zenith schafft, einen vollen Sound zu mixen. Eigentlich macht Jan Delay längst Stadionmusik, die in der Olympiahalle fast besser aufgehoben wäre. Die Fans jedenfalls springen und tanzen vom ersten Stück an. Der alte „Master of Ceremonies“ hat sie alle im Griff – nur nicht das Hallenpersonal, das seine Bitte ignoriert, durch die Seitentüren doch ein wenig Frischluft reinzulassen.

Trotzdem schließt sich ganz am Ende auch für den Musiker noch der Kreis. Die ganze Halle grölt: „Auf St. Pauli brennt noch Licht“ – eben von jener Rock-Platte, auf die sie plötzlich doch noch Bock haben. Dann gehen alle sehr verschwitzt und glücklich nach Hause. MIKE SCHIER

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