Peter Eisenman konstruierte einige der eindrücklichsten Bauten der Moderne – die Deutschen kennen ihn als Architekt des Holocaust-Mahnmals in Berlin. Dabei zeichnete ihn gerade aus, dass er sich auf keinen Stil festlegte. Heute feiert Eisenman seinen 90. Geburtstag (Foto: Britta Pedersen/dpa). Sein Vermächtnis ist riesig und für Deutungen offen. Doch das kümmert diesen Mann nicht: „Ich kann nichts dagegen tun, was die Leute sagen oder denken. Sie können sagen oder denken, was immer sie wollen, solange sie meinen Namen richtig schreiben“, sagte er kürzlich.
Die Frage, ob ein international gefragter Architekt ohne eigene Handschrift erfolgreich sein kann, hat Eisenman, der aus dem US-Bundesstaat New Jersey stammt, stets klar mit „Ja“ beantwortet. Das Nachdenken, Schreiben und Diskutieren über die Kunst des Bauens schienen den Sohn aus einer deutsch-jüdischen Familie offenbar am meisten zu begeistern. In den Achtzigerjahren wandte er sich mehr der praktischen Architektur zu, doch ließ sich weiter von der Theorie leiten: Für die Kulturstadt Galicien in Santiago de Compostela führte er verschiedene Raster zusammen (darunter das Straßengitter der Innenstadt, die Topografie der Region und die Form einer Jakobsmuschel) und ließ diese am Computer zu einer Matrix verschmelzen. Mit seinem Wexner Center for the Arts in Columbus (Ohio) verdrehte Eisenman das herkömmliche Verständnis von Funktion und Ordnung und irritierte mit dem Gittergebilde viele. Und beim 2005 eröffneten Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin geht es laut Eisenman nicht darum, einen verborgenen Sinn zu entschlüsseln. „Man spürt Verwirrung, Isolation, Orientierungslosigkeit; man weiß nie, wo man sich befindet“. BENNO SCHWINGHAMMER