Waren Sie schon mal auf dem Hasselbrack, dem Erbeskopf oder der Wasserkuppe? Alles deutsche Berge – oder sagen wir Erhebungen. Jedes Bundesland hat sein eigenes, manchmal nur 32 Meter hohes Gipfelglück. Bayern-2-Moderator Achim Bogdahn hat es mit prominenten Weggefährten wie Mehmet Scholl, Rocko Schamoni, Margot Käßmann und Felix Neureuther gefunden. Sein Buch „Unter den Wolken“ (Heyne Verlag, 22 Euro) ist eine amüsante Reise durch Deutschland zu den 16 Summits aller Bundesländer. Eine Tour mit öffentlichen Verkehrsmitteln, spannenden Gesprächen und abenteuerlichen Übernachtungen auf deutschen Sofas. Im Gespräch verrät der Münchner Radiomann, was ihn am meisten auf seiner Reise überrascht hat.
Sind Sie ein Bergfex?
Definitiv nein. Ich bin kein ambitionierter Bergsteiger, deshalb war’s ja auch so schön, auf so kleine Hundehügel zu steigen, die wirklich jeder bewältigen kann.
Keine falsche Bescheidenheit – auch der Feldberg im Schwarzwald mit 1493 Metern und die Zugspitze mit 2962 Metern sind in Ihrem Buch dabei.
Die bin ich allerdings mit der Gondel hochgefahren. Das lag daran, dass mein prominenter Begleiter Felix Neureuther nicht so viel Zeit hatte.
Was war die größte Herausforderung – 16 Weggefährten zu finden, mit der Bahn in die entlegensten Winkel der Republik zu kommen oder als Couch-Surfer Übernachtungsmöglichkeiten zu organisieren?
Das Schwierigste war tatsächlich, die Prominenten zu bekommen. Alle, die mich begleitet haben, haben sich diese Zeit aus ihrem sehr vollen Alltag rausgeschnitzt. Und klar hatte ich viele Absagen, Enttäuschungen und Terminverschiebungen. Wie gut man in den einzelnen Bundesländern sein Ziel mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann, hat mich dagegen überrascht. Und die Übernachtungen waren alle super!
Sie konnten eine Menge Anekdoten generieren…
Das stimmt. Das Buch geht ja weit über die Bergtouren hinaus. Eigentlich ist es eine Deutschlandreise. Mit all den Bahnfahrten, dem CouchSurfing, den spannenden Exkursen und skurrilen Abschweifungen. Ein Reisebuch, das mir riesigen Spaß gemacht hat.
Welches Bundesland hat Sie am meisten überrascht?
Ich hätte nicht gedacht, dass der höchste Berg Hamburgs so schwer zu finden ist. Der ist 116 Meter hoch, und man könnte meinen, dass der auffällt. Aber er steht nicht im Stadtgebiet, sondern im Süden, in den Harburger Bergen, und ist katastrophal beschildert. Er hat meinen Gefährten, den Reisebuchautor und erfahrenen Globetrotter Dennis Gastmann, und mich schier in den Wahnsinn getrieben. Wir sind stundenlang durch meterhohen Farn gewatet, um diesen blöden Hasselbrack zu finden.
Und welchen Berg würden Sie zur Gaudi gern noch mal erklimmen?
Zur Freude würde ich noch einmal auf die Wasserkuppe in der hessischen Rhön spazieren. Ein wunderschöner Berg mit einem Wahnsinnsausblick über Thüringen, Bayern und Hessen. Den kann ich jedem empfehlen!
Welcher Prominente hat Sie am meisten überrascht?
Um hier in Bayern zu bleiben: Felix Neureuther. Ein Mensch, der ja wirklich omnipräsent ist, Bücher schreibt, als Fernsehkommentator arbeitet, Fitnesskurse leitet und etliche Schirmherrschaften übernommen hat. Und dabei ist er ein ganz bodenständiger, lieber und warmherziger Kerl geblieben, der jeden Stresstest bestanden hat.
Inwiefern?
Die Zugspitze ist nicht so einfach, wie man denkt – auch wenn man mit der Gondel fährt. Das letzte Stück besteht aus einer Stahlleiter und einem schmalen Grat, bei dem einem als Berg-Amateur schon die Knie schlottern können. Aber Felix hat sowohl mich als auch einen anderen jungen Bergsteiger, der verzweifelt war, mit Engelsgeduld auf den Gipfel gebetet.
Dann schweißt gemeinsames Wandern anders zusammen als ein intensives Interview im Biergarten?
Ich finde schon. Mit dem Schauspieler Devid Striesow bin ich auf dem Gipfel zum Du übergegangen. Wenn du stundenlang durch strömenden Regen oder drückende Hitze trottest, gemeinsam den Weg suchst und die Natur erlebst, dann entsteht sogar auf Hundehügeln so was wie Bergkameradschaft.
Das Gespräch führte Astrid Kistner.
Lesungen
mit Achim Bogdahn am 1. September zwischen 7 und 24 Uhr an 16 verschiedenen Orten in München (www.penguinrandomhouse.de/Termine); am 23. und 24. September präsentiert er sein Buch im Münchner Volkstheater.