CD-Kritik: kaiserliche neue Platte

von Redaktion

Eigene Texte schreibt Roland Kaiser längst nicht mehr: „Das überlasse ich den Jüngeren.“ Und so beliefern ihn seit Jahren die Top-Kräfte des deutschsprachigen Pop wie Peter Plate und Ulf Sommer (Rosenstolz), Maite Kelly und diesmal auch Gregor Meyle mit hochwertigen Songs. Sie sorgen zusammen mit einer aufwändigen Produktion für Alben, die meilenweit über dem – meist bescheidenen – Standard des aktuellen deutschen Schlagers thronen. Das klappt auch auf der neuen Kaiser-Platte „Perspektiven“ (fast) makellos. Die Mitsing-Hits „Gegen die Liebe…“ (wieder von Maite Kelly) und „Sag mir wann“ glitzern zwar nicht ganz so schön wie 2014 der Kelly-Kracher „Warum hast du nicht nein gesagt?“ – machen aber Spaß und haben bereits bewiesen, dass sie auch live zünden. Nino de Angelo steuert als Songschreiber das gewitzte „Es ist alles ok“ mit Textzeilen aus bald 50 Jahren Kaiser-Karriere bei. „Du, Deine Freundin und ich“ und das ebenfalls amourös verworrene „Er, sie und er“ im wunderbaren Nancy-Sinatra-Lee-Hazlewood-Sound bringen Kaiser-Wollust ins Spiel. Dass in den Berliner Hansa Studios noch echte Streicher und Bläser am Werk waren, tröstet über den einen oder anderen Kirmes-Synthesizer („Freunde bleiben“) hinweg. Keinen Trost gibt es dagegen dafür, dass Kaiser das Duett „To all the Girls I’ve loved before“, das live mit seinem Gitarristen Billy King eine umwerfend vergnügliche Buddy-Nummer ist, auf der Platte kreuzlangweilig mit Giovanni Zarrella singt. Wer die wahre Version hören will, muss zum Kaiser-Konzert am 18. März in der Münchner Olympiahalle. Und das lohnt sich bestimmt. jh

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