Des Pudels Kernschmelze

von Redaktion

Keine Pflichtlektüre mehr: Auch Bühnenverein meldet geringeres Interesse an Goethes „Faust“

Der Deutsche Bühnenverein registriert ein geringeres Interesse an Goethes „Faust“, und auch in der Schule verliert das Werk an Bedeutung. Nur in wenigen Bundesländern ist es noch Pflichtlektüre, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben hat. In Bayern muss es im neuen Schuljahr bekanntlich zum zweitletzten Mal verpflichtend im Deutsch-Leistungskurs gelesen werden.

Nur zwei Neuinszenierungen des Dramas sind laut Bühnenverein in der kommenden Spielzeit an deutschen Bühnen geplant. „Das ist auffällig wenig“, sagt eine Sprecherin des Vereins. Schon in der Spielzeit 2020/21 war der „Faust I“ den Angaben zufolge „erstmals seit vielen Jahren nicht mehr an erster Stelle als meistinszeniertes Drama“. Das Münchner Volkstheater bringt am 28. Oktober „Feeling Faust“ heraus, eine „feministische Sicht auf den Stoff“, wie es dort heißt.

In Bayern beginnt bald das vorletzte Schuljahr, in dem „Faust I“ von Johann Wolfgang von Goethe als Pflichtlektüre auf dem Lehrplan steht. Ab dem Schuljahr 2024/25 muss das Drama an den Gymnasien nicht mehr gelesen werden. Damit endet eine fast 50 Jahre dauernde Phase, in der „Faust I“ verpflichtende Lektüre war, wenn auch über fast 30 Jahre hinweg nur für Deutsch-Leistungskurse. Laut Umfrage unter den Kultusministerien der Länder ist es eher die Ausnahme als die Regel, wenn der „Faust“ am Gymnasium noch gelesen werden muss. Zu diesen Ausnahmen gehören Hessen, das Saarland sowie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, wo das Werk schon in der zehnten Klasse drankommt. Man sehe die Bedeutung des „Faust“ als Kulturgut als so hoch an, dass auch die Schülerinnen und Schüler der Oberschulen es kennen sollten, nicht nur die Gymnasiasten, sagt ein Sprecher des sächsischen Kultusministeriums.

In Niedersachsen ist es schon mehr als 40 Jahre lang keine Pflicht, die Geschichte über Doktor Faust, Mephisto und sein Gretchen gelesen zu haben. Der Berliner Germanist Michael Jaeger, der das Buch „Goethes ,Faust‘: Das Drama der Moderne“ geschrieben hat, kann die bayerische Entscheidung nicht verstehen: „Ausgerechnet der ,Faust‘ eignet sich besonders gut, die Themen von damals in die heutige Zeit zu übertragen. Da haben sie bestimmt den falschen Text gestrichen.“                              dpa

Artikel 7 von 11