Deutschland leidet in diesem Sommer unter großer Hitze. Da die Hitzeperioden in immer kürzeren Abständen kommen, hat das für das Leben auf der Erde fatale Folgen. Klaus Wiegandt lässt in „3 Grad mehr“ renommierte Wissenschaftler die kommende Heißzeit näher betrachten.
Was könnte eine Erhöhung der Temperatur um drei Grad bewirken? Und haben wir nicht immer gehört, dass der Meeresspiegel bei dieser Erwärmung um „gerade einmal“ 35 Zentimeter bis zum Ende dieses Jahrhunderts steigen wird? Wiegandt und die im Sammelband zu Wort kommenden Wissenschaftler halten dies für einen Irrglauben. Der Herausgeber macht schon im Vorwort deutlich, dass eine „nur“ um drei Grad höhere Erderwärmung an Land einen Temperaturanstieg von sechs Grad bedeuten würde.
Nicht nur für Menschen ist das problematisch. Es würde zu einer nicht aufhaltbaren Kettenreaktion führen: Die Meere überhitzen, die Polkappen schmelzen, der abtauende Permafrostboden lässt abertausende Tonnen Methan in die Atmosphäre entweichen, Fauna und Flora gehen zugrunde, Ernte-Ausfälle drohen.
Die Szenarien zeigen, auf welche Welt wir uns einstellen müssen, wenn nicht gegengesteuert wird. Dabei auf die Politik zu setzen, halten die Wissenschaftler für blauäugig. Jeder Einzelne sei gefragt, um mit kleinen Schritten ein großes Ziel zu erreichen: die Erde lebenswert zu erhalten. Denn es würde nicht beim Anstieg der Meeresspiegel bleiben. Große Teile der Erde werden dauerhaft unbewohnbar, kriegerische Auseinandersetzungen um die immer geringer werdenden Ressourcen sowie Millionen von Klimaflüchtlingen sind nur einige Aspekte, die das Buch aufzeigt. Fundiert und mit zahlreichen Statistiken, Diagrammen und Querverweisen versehen, bietet es einen Ausgangspunkt für weitere Recherchen.
Klimaphysiker Stefan Rahmstorf fordert etwa, dass der Klimaschutz höchste Priorität bekommen müsse. Jetzt sei es nötig, dass die Welt in den Krisenmodus schalte und alle an einem Strang zögen, um eine Erwärmung um drei Grad oder mehr abzuwenden. Dunkel sieht die Zukunft aus, tritt das ein, was die Wissenschaft prognostiziert. Aber das Buch lässt den Leser nicht ohne Hoffnung zurück und präsentiert Lösungsansätze. Als wichtigsten Punkt sehen die Autoren den Stopp der Abholzung des Regenwaldes, Aufforstung in sehr großem Stil in den Tropen und Subtropen sowie die Reaktivierung von Moorgebieten. Der Sammelband „3 Grad mehr“ ist gewiss keine leichte Kost. Er zeigt eindrücklich und verständlich auf, was eine vermeintlich geringe Erderwärmung für unsere Kinder und Enkelkinder bedeuten kann. Viel Zeit bleibt uns nicht.
Klaus Wiegandt (Hrsg.):
„3 Grad mehr. Ein Blick in die drohende Heißzeit und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern“, Oekom Verlag, München, 352 Seiten; 25 Euro.