„Das ist meine Rückschau“

von Redaktion

Marianne Rosenberg über ihr Album „Diva“ und ihr Münchner Konzert

Wenn es im deutschen Schlager eine Diva gibt – dann ist es sicherlich die kleine, große Marianne Rosenberg aus Berlin, die in den Siebzigerjahren den Sound der US-Discostars wie Gloria Gaynor oder Diana Ross nach Deutschland gebracht hat. Genau diesen Heldinnen setzt sie nun gleich doppelt ein Denkmal – mit den Coverversionen ihres neuen Erfolgsalbums „Diva“ und mit dem Konzert am 14. September in der Münchner Isarphilharmonie. Bevor die Rosenberg ihre „Lieder der Nacht“ singt, verrät sie hier alles über Diven. Und über große Biergläser im Englischen Garten.

Wer ist für Sie eine Diva?

Na ja, eben die Frauen, vor denen ich mich auf diesem Album verneige. Das waren Frauen, die meine Art, Musik zu machen, sehr stark beeinflusst haben, mit diesen Disco-Grooves, mit den Streichern. Als ich jung war, da war mein Zimmer plakatiert mit Gloria Gaynor, den Pointer Sisters oder den Three Degrees mit ihren glamourösen Roben.

Mit Ihrem begnadeten Produzenten Achim Heider haben Sie dann genau diesen US-Sound in die ZDF-Hitparade gebracht.

Das war ein bisschen komisch damals. In München gab es ja Silver Convention, die uns fett Konkurrenz gemacht haben. Weil die Englisch gesungen haben, galten deren Hits wie „Fly Robin Fly“ als internationaler Pop. Und wir wurden mit unseren deutschen Texten unter Schlager geführt, obwohl es musikalisch ganz ähnlich war.

Welche Diven waren damals Ihre Vorbilder?

Diana Ross habe ich wahnsinnig verehrt. So wollten wir auch klingen – oder so wie die Streicher von Barry White. Und genau deshalb ist jetzt dieses Album entstanden, zu meinem 50-jährigen Jubiläum auf der Bühne.

Sie mussten das Projekt ja mehrfach verschieben.

Eigentlich wollten wir 2020 auf große Jubiläumstour gehen. Ich hatte damals mit „Im Namen der Liebe“ das erste Nummer-1-Album meiner Karriere, das müssen Sie sich mal vorstellen. Es hätte also alles gepasst. Aber die Platte ist im März 2020 erschienen, und dann hat uns die Pandemie im vollen Galopp ausgebremst. Die Tour ist dreimal verschoben worden. Deshalb war die Frage: Was machen wir stattdessen zum Jubiläum?

So kam es zum „Diva“-Album.

Genau. Das ist meine Rückschau, wie alles angefangen hat. Ich dachte, damals haste im Zimmer geübt, vor dem Spiegel, mit der Bürste als Mikro und hast versucht, dir auch diese langen Wimpern anzukleben. Also alles, was ein junges Mädchen in Berlin machen wollte, das ein Ziel hat.

Muss man eigentlich eine Frau sein, um eine Diva zu werden? Oder gibt es auch männliche Diven?

Interessanterweise gibt es im Italienischen ja die männliche Form „Divo“. Aber wir Deutschen haben rein sprachlich leider nicht vorgesehen, dass es männliche Diven gibt – oder Diven, die sich zwischen den Welten bewegen.

Sie singen auf der Platte „Der Traum ist aus“ von Rio Reiser, ein perfektes Finale für das Album. Also wenn es eine männliche Diva gibt…

…dann war er es. Rio Reiser passt so schön in diese Rückschau, weil er es war, der mich Anfang der 80er-Jahre dazu inspirierte, meine eigenen Songtexte zu schreiben. Er hat davor schon für mich getextet, und dann hat er gesagt: „Marianne, das kannst du selbst, das musst du mal versuchen, weil es schön ist, wenn du die Dinge selbst ausdrücken kannst, die du singen willst.“ Dann fing ich zaghaft an und habe seitdem ganz viele Songtexte geschrieben.

Sie haben auch die deutschen Texte auf dem „Diva“-Album verfasst und sind zum Teil ganz eigene Wege gegangen, weit weg vom Original. Da geht es dann auch mal um Bryan Adams und um Facetime-Telefonate.

Das hat unglaublich viel Spaß gemacht, diese Texte behutsam in die moderne Zeit zu übersetzen. Und genau deshalb hat Rio Reiser auch als einziger Mann auf diesem Album eine Art Denkmal bekommen.

Auf was können sich Ihre Fans in der Isarphilharmonie freuen?

Wir haben die Tour ja im gleichen Studio bei der Berliner Hansa vorbereitet, in dem wir die großen Hits wie „Er gehört zu mir“ aufgenommen haben – damals mit 30, 40 Musikern der Berliner Philharmoniker. Das war schon ein irres Gefühl, wie sich nach 50 Jahren der Kreis schließt. Es wird also ein wunderbarer Mix aus neuen Hits und großen Klassikern.

Was verbinden Sie eigentlich mit München?

Ich habe in den 80ern und 90ern viel in München produziert, mit Harald Steinhauer. Ich wohnte damals immer im Hilton am Tucherpark. Und das Tollste war der Biergarten im Englischen Garten, mit den Brezen, die wir im Picknickkorb mitgebracht haben, und mit diesem riesengroßen Bier, das so wunderbar weich und unbitter schmeckt. Ich werde versuchen, auch diesmal in München wieder im Park zu sitzen, Brezen zu essen und Bier zu trinken.

Das Gespräch führte Jörg Heinrich.

Konzert

am 14. September in der Isarphilharmonie;

Telefon 089/54 81 81 81.

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