Verdammt, wie macht der Kerl das bloß? Sieht mit 73 so jung und fit aus wie Keith Richards im ganzen Leben nicht, tänzelt um kurz nach 20 Uhr am Donnerstagabend locker-leicht auf die Bühne der Olympiahalle, trägt enge schwarze Hose und eine schwarze Lederjacke mit silbernen Nieten, die er später auszieht, damit fast alle Oberkörper-Tattoos zu sehen sind, und er spielt seinen Schlager-Rock. Und jetzt kommt’s: Das alles wirkt alles andere als lächerlich oder gekünstelt, das alles ist ehrlich, erdig und sympathisch. Das ist Peter Maffay.
„Für immer jung“, erzählt er, habe das Motto für die ursprüngliche Tour geheißen, bevor das Coronavirus dafür sorgte, diese viermal zu verschieben. Egal, dieses Motto gilt für Peter Maffay immer, nicht nur im Sommer, egal ob sechzehn, einunddreißig oder dreiundsiebzig Jahre alt. Er ist der Alle-Generationen-Schlager-Rocker. Das beweisen die Bilder, die zu Beginn über die Video-Leinwände rund über der Bühne flimmern: Peter Maffay in jung, mittelalt und alt. Und jetzt eben: in live. Mit allen Gänsehaut-Klassikern ab 1970.
„Endlich wieder in der Olympiahalle in München.“ „Wir haben euch eine ganze Menge Songs mitgebracht.“ „Wir werden alles tun, damit ihr euch gut unterhalten fühlt und Spaß habt.“ „So macht das Musizieren Spaß.“ Diese Sätze sagt Peter Maffay, voll Freude und guter Laune, wieder auf der Bühne musizieren zu können. Ja, er benutzt tatsächlich dieses Wort: „musizieren“. Ehrlich: Das ist herrlich ehrlich und normal.
„50 Jahre Peter Maffay LIVE – So Weit Tour 2022“ lautet der Titel der Tournee. Mit Songs aus allen Jahrzehnten, für alle Generationen. Mal rockig, mal nachdenklich, mal laut, mal leise, aber nie: schulzig. Das ist die wohl größte Kunst des ewigen Peter Maffay. Eines hat sich eh nicht geändert: Seine Stimme mit dem tollen Timbre. Und, auch das ist in der Olympiahalle so wie schon immer (auch früher auf Langspielplatte): Man versteht nicht jedes (weil manchmal genuschelte) Wort. Gepfiffen drauf, das Publikum ist sowieso textsicher.
Einen Querschnitt unterschiedlicher Generationen bildet seine bestens aufgelegte Band, von der jungen quirligen Percussionistin mit blauen Haaren bis zum stilvoll gekleideten älteren Herrn mit weißen Haaren, Sonnenbrille und Handschuhen am Schlagzeug. Mit Papa/Opa Peter an der Spitze. Und, klar, er spielt während des Konzerts auch eine Rolle: der grüne Drache Tabaluga, den Peter Maffay miterfunden hat, hat einen Gastauftritt. Von Geburt an ist Tabaluga mit dem Ziel unterwegs: Das Leben und die Welt lebenswert machen.
Das tut Peter Maffay an diesem Donnerstagabend vor 11 600 Besuchern in der Olympiahalle. Die Bühne steht in der Mitte, die Stimmung ist bestens, ja: familiär. Kurz gesagt: ein schöner Abend.