Sie gehört zu uns

von Redaktion

Marianne Rosenberg begeistert in der Isarphilharmonie mit Klassikern aus fünf Jahrzehnten

VON JÖRG HEINRICH

1970 hat Marianne Rosenberg zwölf Liebesbriefe an „Mr. Paul McCartney“ geschrieben, auf rosa Briefpapier. Damals war sie 14. Und wie man hört, hat der Schuft bis heute nicht geantwortet. Jetzt ist es wahrscheinlich zu spät für eine reife Beziehung, Marianne ist 67 und Sir Paul 80. Zum Auftakt ihres gefeierten München-Konzerts in der gut gefüllten Isarphilharmonie hat die Rosenberg trotzdem noch einmal nach Liverpool geschrieben. Und passender hätte ihr regenbogenbunter Rückblick auf fünf Jahrzehnte Karriere gar nicht beginnen können. Mrs. Marianne Rosenberg, das war ein wunderbarer Abend.

Seit zwei Jahren hatte Hecks einstige „Hitparaden“-Heldin versucht, ihr 50. Jubiläum auf der Bühne zu feiern. Aber: war ja Corona. Jetzt hat es geklappt, und Marianne lässt sich auf ihrer „Diva“-Tour nicht lumpen: Pinker Schlaghosenanzug mit Federschmuck, eine imposante Videoshow und Hits ohne Ende. Sie nahm ihre Fans mit „in eine Zeit, die wir für eine bessere halten“. Ob sie das wirklich war? An diesem Abend mochte man es jedenfalls gerne glauben.

Wobei sich die Rosenberg, deren einstiger Backfischstimme der samtige Überzug ausgezeichnet steht, nicht nur auf das gemeinsame Absingen ihrer Klassiker verlässt. Natürlich: Bei „Ich bin wie Du“ (Ah ha ha!) oder „Er gehört zu mir“ (Na na na nana na!) rasten die Fans aus. Aber auch der Rio-Reiser-Meilenstein „Der Traum ist aus“ hat seinen Platz. Und bei „Marleen“ verrät sie, wie die Geschichte weitergeht. Sie hat den Kerl also doch noch bekommen – quasi als McCartney-Ersatz. Ein Streichquartett sowie die famose Bassistin und Cellistin Lee Caspi trösten über den teils arg popschlagerigen Synthie-Sound hinweg. Hier hätte man sich mehr Opulenz gewünscht, Bläser und wenigstens etwas James Last – aber das kann ja heute keiner mehr bezahlen. Schön war’s trotzdem. Am Ende schließt sich der Kreis, und die Diva singt anrührend den Napoli-Klassiker „Torna a Surriento“, mit dem sie ihren ersten Gesangswettbewerb gewonnen hat, mit 13. Hoffentlich kommt sie wieder und beehrt noch einmal ihre Münchner Fans. So long, Marianne!

Artikel 9 von 11