„Null Prozent Mehrwertsteuer“

von Redaktion

Börsenverein des Deutschen Buchhandels hofft auf die Politik – und freut sich auf den Lese-Herbst

VON IRA SCHAIBLE UND PETER ZSCHUNKE

Inflation, hohe Heizkosten und Zukunftssorgen – da will der Buchhandel mit einem breiten Angebot neuer Romane und informativer Sachbücher in diesem Herbst einen Kontrapunkt setzen. „Ein gutes belletristisches Buch ist Eskapismus in seiner allerschönsten Form“, sagt die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs – als Eskapismus wird das Bedürfnis nach Flucht aus der Realität bezeichnet. Und Sachbücher seien hilfreich, um das aktuelle Geschehen sauber recherchiert einzuordnen, fügt sie hinzu.

Die Hoffnung auf einen abwechslungsreichen Lese-Herbst und -Winter in Deutschland hält die Branche am Leben, die zurzeit wie viele andere unter steigendem Kostendruck zu leiden hat. Im vergangenen Jahr konnten Buchhandlungen und Verlage ihren Gesamtumsatz zwar um 3,5 Prozent steigern. Heuer hat sich die Lage aber eingetrübt. So liegt der Buchmarkt in den zentralen Vertriebswegen einschließlich des Online-Handels in den ersten acht Monaten mit einem Prozent unter dem entsprechenden Vorjahresergebnis und um 2,5 Prozent unter dem Vor-Corona-Jahr 2019. Allein bei den lokalen Buchhandlungen schwächte sich das Geschäft in den ersten acht Monaten 2022 im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 um 9,5 Prozent ab. Buchhandel und Verlagen machen nicht nur steigende Energiekosten und Mieten zu schaffen, sondern auch der Papiermangel. Dazu trage verstärkt das Online-Einkaufen bei, erklärt Schmidt-Friderichs: Weil die Hersteller die Nachfrage nach Verpackungen bedienen und die Gewinnmargen in diesem Bereich besonders hoch sind, wird der Anteil Papiere für den Buchdruck kleiner. Der Spielraum, um auf diese Situation mit höheren Preisen zu reagieren, sei aber gering, sagt die Börsenvereins-Chefin. „Wir kümmern uns auch um die kulturelle Identität und haben einen bildungspolitischen Auftrag. Deswegen sollen Bücher weiterhin erschwinglich bleiben.“

Wenn am 19. Oktober die Frankfurter Buchmesse beginne, freue sie sich, dass auch viele Politiker kommen wollen, sagt Schmidt-Friderichs. „Die Branche braucht diese Beachtung.“ Sie sehe jedoch die Gefahr, dass die Situation der kleinen und mittelgroßen Buchhändler und Verlage in der jetzigen Situation nicht genügend beachtet werde. „Null Prozent Mehrwertsteuer wäre die unkomplizierteste Form der Förderung“, fordert die Branchenvertreterin. „Als mittelständisch geprägte Branche brauchen wir gezielte Entlastungsmaßnahmen, um unserem wichtigen gesellschaftlichen Auftrag weiter nachkommen zu können.“

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