Sonnyboy im Schatten

von Redaktion

INTERVIEW ZUM KINOSTART Michael Holm über den „echten“ Rex Gildo

„Sexy Rexy“ kommt ins Kino. An diesem Donnerstag startet Rosa von Praunheims Doku-Fiktion „Rex Gildo – Der letzte Tanz“, die im Juni auf dem Münchner Filmfest Premiere feierte (wir berichteten). Wie echt der Film-Gildo ist – darüber debattieren jetzt die Fans des 1999 verstorbenen Sängers. Einer weiß mehr: Michael Holm (79), Schlagerlegende aus Weilheim, kannte Rex so gut wie kaum ein anderer Kollege. Er hat zusammen mit Ralph Siegel große Gildo-Hits wie „Fiesta Mexicana“ und „Marie, der letzte Tanz ist nur für dich“ geschrieben. Im Gespräch mit unserer Zeitung erinnert sich Holm, der gerade an seinen Memoiren arbeitet, an den „echten“ Gildo. Die Kritik zum Film lesen Sie in der Donnerstagsausgabe.

Sie sind als Texter quasi der „Mister Hossa“. Wie ist dieses Rex-Gildo-Markenzeichen entstanden?

Ich kannte Rex ja schon aus meiner Berliner Zeit, dort habe ich die Texte für einige seiner Hits wie „Sommerblau“ oder „Dondolo“ geschrieben. Als ich 1969/70 nach München bin, hat sich die Zusammenarbeit mit Ralph Siegel ergeben. Ralph hat mich immer nach Ideen für den Rex gefragt, und dazu gehörte „Fiesta Mexicana“.

Das war einer dieser typischen Urlaubsschlager.

Das gab es ja schon seit den Fünfzigerjahren, seit den „Capri Fischern“. Aber in den Siebzigern wurden die Reisen weiter. Also haben wir Rex nach Mexiko geschickt. Wir haben damit quasi den Fernreise-Schlager erfunden. Und Ralph meinte, wir brauchen noch ein Markenzeichen für den Titel, mit dem Rex seine Begeisterung zeigen kann, eine Art „Hurra“. Dabei kam eben „Hossa“ raus.

Das hat ideal zu Rex Gildo gepasst.

Na klar. Er hatte ja diese Anmutung, dieses Latinomäßige.

Wie haben Sie ihn erlebt? Im Film wird er als zerrissene Person geschildert, die mit ihrer Homosexualität zu kämpfen hatte.

Für mich war Rex ein Sonnenschein. Ich weiß nicht, ob das seine Natur war oder ob er es sich verordnet hat. Aber so kam er rüber.

Als Lebemann.

Früher hätte man das Sonnyboy genannt. Zum Lebemann haben die schönen Frauen an seiner Seite gefehlt. Aber er war immer gut gelaunt, charmant, lebensfroh. Er hatte sicherlich seine Probleme, an denen er gelitten hat. Aber davon hat er nach außen hin wenig spüren lassen.

Dass er Männer lieber mochte als Frauen – wurde darüber getuschelt?

Natürlich wusste man das, wir waren ja nicht doof. Aber vor 50 Jahren war das ein Tabu-Thema. Und sich selbst zu outen, wie man es heute nennt – daran war gar nicht zu denken.

Ein Outing hätte das Karriere-Aus für Rex Gildo bedeuten können.

Davor hatten viele Angst. Heute ist das Gott sei Dank anders. Aber wenn sich damals jemand diesen Vorbehalten nicht stellen wollte, beließ man es eben dabei. Es war ja sein Leben.

Wie haben Sie seinen Lebensgefährten und Manager Fred Miekley erlebt, den Rex immer als seinen „Onkel“ ausgab?

Das war ein eleganter und sehr höflicher Mann, der ein bisschen aussah wie der Gianni Agnelli von Fiat. Man durfte damals ja keinen Manager haben, weil das gegen das Arbeitsvermittlungsmonopol verstoßen hat. Aber weil Miekley offiziell sein Onkel war, war er der beste Manager, den sich Rex wünschen konnte, ein absoluter Hauptgewinn.

In den Achtzigern ging es trotzdem abwärts mit ihm.

Es war damals schwierig für die klassischen Schlagersänger wie Rex oder Chris Roberts. Das große Revival kam erst in den Neunzigern mit Guildo Horn, den ich ja produziert habe. Aber davon konnte Rex auch nicht so recht profitieren.

Wie haben Sie 1999 seinen Tod wahrgenommen, diesen mysteriösen Sturz aus dem Klofenster an der Münchner Ottostraße?

Es war das Badezimmerfenster, das klingt ein bisschen würdevoller. Ich hatte Kontakt mit seinem damaligen sehr netten Freund, einem Studenten, der auch eine Art Manager für ihn war. Da habe ich einiges an Details erfahren. Aber die habe ich immer für mich behalten, und das werde ich auch jetzt so halten.

Schauen Sie sich den Film an?

Ich schaue mir das natürlich an. Aber ich habe meine eigenen Erinnerungen an den Rex, und die sind positiv. Die werde ich mir auch nicht nehmen lassen, wenn der Film irgendwie negativ rüberkommt.

Das Gespräch führte Jörg Heinrich.

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