„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an. Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran.“ So besang einst Udo Jürgens die Freuden des Älterwerdens. „Er lebt in seinem eigenen Himmel.“ Das singt Billy Idol, eben genau 66 Jahre alt, in seinem Klassiker „Rebel Yell“. Das Leben hat für Billy Idol allerdings auch nicht mit 66 Jahren erst angefangen, er lebt gefühlt von Geburt an auf der Überholspur und dürfte als Kind mit dem Bobbycar schon jegliche Geschwindigkeitsbegrenzungen überschritten haben. Der Erfinder des Poser-Punk-rocks und der auf einer Seite hochgezogenen Oberlippe war am Montagabend in der Olympiahalle zu Gast – während wenige Kilometer entfernt auf der Theresienwiese das Oktoberfest zu Ende ging.
Den Fans ist an diesem Feiertag mehr nach Punkrock als nach Bierzelt. Billy Idol packt bereits beim Eröffnungssong „Dancing with myself“ nach zehn Sekunden zum ersten Mal den obligatorischen Griff zwischen die Beine aus, ballt eine Faust, Oberlippe hoch – zack, damit hat er seine Fans in München schon. Posen in Perfektion.
„Munich! Germany! Come on!“, motiviert er die Leute in der halb vollen Olympiahalle zum Tanz, und das Publikum lässt sich nicht zweimal bitten. Billy Idol zieht alle Register, bei „Flesh for Fantasy“ entblößt er seinen Oberkörper, seine raue Stimme erinnert eher an die Hölle als den Himmel, aber hey: Das ist nun mal Billy Idols Himmel. Er ist bester Laune, und das macht allen Spaß hier. Rebel Yell forever!
Um es frei nach Udo Jürgens zu sagen: Mit 66 Jahren, da rockt der Billy los. Mit 66 Jahren, ist der Idol immer noch groß. Mit 66 Jahren, ist der Billy noch gut in Schuss. Mit 66… ist bei Idol noch lange nicht Schluss. Griff zwischen die Beine, Faust ballen, Oberlippe hochziehen, yeah! ARMIN RÖSL