Wer die letzten fünf Staffeln von „The Voice of Germany“ gewonnen hat – daran erinnern sich nur die engsten Familienangehörigen der Sieger. Aber wer im Jahr 2000 bei Deutschlands erster großer Castingshow am erfolgreichsten gesungen hat – das weiß heute noch jeder, der damals zwei Ohren und ein Radio hatte. Denn bei „Popstars“ wurden noch echte Popstars gekürt, so wie die No Angels, die jetzt im Dampfdom in Freimann ein feines Comeback-Konzert gaben.
Eigentlich sollten die vier Engel gegenüber im großen Zenith singen. Aber weil der Vorverkauf überschaubar lief, zogen sie um in den Dampfdom, der feschen neuen Konzertlocation im Oldtimerparadies Motorworld. Und Show-Oldtimerinnen, mit Verlaub, sind Lucy Diakovska (46), Sandy Mölling (41), Nadja Benaissa (40) und Jessica Wahls (45) ja auch – aber garantiert rostfrei. Das beweisen sie gleich zu Beginn, als sie ihren Karriere-Rückblick mit ihrem Siegersong „Daylight in your Eyes“ starten. München singt selig mit, die Choreografie der Engel sitzt picobello, überall Herzchen-Gesten. Eine Beinahe-nur-Frauen-Band mit Yasi Hofer (Gitarre), Julia Hofer (Bass) und Lisa Müller (Keyboards) plus Drummer Jens Golücke sorgt für einen rockigen Sound – was Hits wie „No Angel (It’s all in your Mind)“ oder „Something about us“ gut steht.
Ob man in seinen Vierzigern noch als Castingband auf der Bühne stehen muss – darüber lässt sich streiten. Und Ex-Mitglied Vanessa Petruo (42), die als Neurowissenschaftlerin in den USA arbeitet, hat sicher die beeindruckendere Karriere hingelegt. Schön war’s trotzdem, dass den Engeln noch mal Flügel wachsen.