Page Bellhop (Helene Schmitt), ein niedliches kleines Kaninchen, ist sehr aufgeregt. Schließlich ist heute der erste Arbeitstag und er will von seinem neuen Chef, Hoteldirektor Hase (Janosch Fries), unbedingt gelobt werden. Doch leider hat sich der Hase längst ängstlich aus dem Staub gemacht und ist nur noch gelegentlich via Skype erreichbar. Es hat sich nämlich ein Gast angekündigt, vor dem sich alle anderen Tiere fürchten: Der WIB, der Wichtigbär, plant seinen Winterschlaf im Hotel zu verbringen. Er brummelt sofort nach der Ankunft herum, hält sich an keine Regel und verlangt absolute Ruhe. Für die nächsten Monate, versteht sich. Bellhop will alles richtig machen, aber die übrigen Gäste, etwa ein aufgeregt gackerndes Hühner-Paar, ein Wanderfalke mit Sherlock-Holmes-Ambitionen oder eine muntere Truppe Waschbären, bringen Bellhops Bemühungen um Ruhe im Haus zum Scheitern. Bis sie einsehen, dass gemeinsames Handeln zum Vorteil aller sein kann und man manchmal weiterkommt, wenn man zusammenhält und Rücksicht nimmt.
Mit Gertrud Pigors liebenswertem Stück „Tiere im Hotel“ eröffnet die Schauburg ihre neue Saison. Das wunderbar detailreich ausgestaltete Bühnenbild von Anja Furthmann versetzt das Publikum in ein elegantes Grand Hotel mit dicken Orientteppichen, Kristalllüstern und Mahagoni-Drehtür. Regisseur Marcelo Diaz hat die Botschaft vom Wert der Solidargemeinschaft und über die Bedeutung, sich bewusst für andere zu entscheiden und nicht immer rücksichtslos nur am eigenen Spaß interessiert zu sein, sehr geschickt verpackt. Seine schmissige, originelle und mit viel Schwung und hohem Tempo erzählte Parabel unterhält große und kleine Zuschauer (ab dem Vorschulalter) so gut, dass man erst anschließend bemerkt, wie viel man auch als Erwachsener noch über Rücksichtnahme gelernt hat.
Das Schauspielensemble ist bestens aufgelegt und spielt sich mit viel Herz und Verve durch die 80 wie im Flug vergangenen Minuten. Das ist umso bewundernswerter, da es in den letzten 48 Stunden vor der Premiere Corona-bedingt zwei komplette Umbesetzungen und eine zusätzliche Rollenübernahme gab.